Ikea verkauft Fertighäuser in Deutschland

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Eine Ikea-Kundin will am liebsten gleich in das neue Fertighaus einziehen. "Eine sehr gute Raumaufteilung", lobt sie. Dabei wäre das Wohnen auf dem Parkplatz der Ikea-Filiale wohl eher laut und ungemütlich - schließlich ist es ein Musterhaus, das Ikea am Mittwoch präsentiert. Künftig will der Möbelriese auch den deutschen Markt mit Fertighäusern erobern.

In Europas Norden und in Großbritannien stehen bereits etwa 4.000 der BoKlok-Fertighäuser von Ikea. Häuser sollen für Ikea, so sieht es Konzernchef Mikael Ohlsson, zwar nicht das Hauptgeschäft werden, aber ein wichtiger Nebenerwerb. Das schwedische BoKlok (sprich: Bukluk) bedeutet "Wohn klug" und soll für alles stehen, was heutzutage am Hausbau klug sein kann: Geschickt geplant, energiesparend und erschwinglich. In Schweden haben Ikea und der Baukonzern Skanska die Fertighäuser entwickelt, in Deutschland wird der hessische Hersteller Bien-Zenker die Häuser bauen. "Kein Kunde muss sein Haus mit einem Imbusschlüssel selbst montieren", sicherte Bien-Zenker-Vorstand Philipp Mühlbauer zu. Geliefert wird schlüsselfertig.

Glaubt man Sabine Nold, der Sprecherin von Ikea Deutschland, hat der Markt nur auf BoKlok gewartet. Nach jedem Bericht über neue Häuser irgendwo im Ausland habe auch bei ihr vor lauter Anfragen das Telefon tagelang nicht stillgestanden. Nun sollen als erstes neun Reihenhäuser in Wiesbaden-Auringen verkauft werden, auch in Offenbach sollen noch vor Jahresende die ersten frischgebackenen Hausbesitzer einziehen können. Das Los wird über die ersten Käufer entscheiden.

Die Meinungen zu den grau-weißen Schwedenhäuschen mit dem flachen Dach sind geteilt. Eine geplante Kleinsiedlung unweit des Ikea-Sitzes in Hofheim-Langenhain stößt auf Widerstand bei der örtlichen CDU. Wie "Baracken, in die man zwei Löcher hineingestemmt hat", sagt der örtliche Parteichef Frank Härder. In Internetforen wird an Behelfshäuser nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert, es fällt auch das Wort "Hasenstall".

Trotzdem wird auch in Hofheim gebaut werden, das sichert Bürgermeisterin Gisela Stang (SPD) zu. "Dieses Haus ist modern und sehr funktional", sagte sie. Hofheim mitten im Rhein-Main-Gebiet sei ein "hochpreisiger Standort". Sie sei deshalb froh über erschwinglichen Wohnraum für junge Familien. Die Reihenhäuschen werden je nach Typ und Lage zwischen 180.000 und 250.000 Euro einschließlich Grundstück kosten.

Innen präsentiert sich das Musterhaus hell und durchdacht, natürlich hat Ikea alles mit eigenen Möbeln eingerichtet. "Ein bisschen eng", bemängelt eine Besucherin. Mit 102 Quadratmetern ist der gezeigte größere BoKlok-Typ "Immeln" nicht üppig bemessen, "Fryken" fällt mit 84 Quadratmetern noch kleiner aus.

Ob die deutschen Häuslebauer nicht nur Möbel, sondern auch die eigenen vier Wände von Ikea beziehen werden, dürfte vor allem von den angebotenen Lagen abhängen. Man kann BoKlok nicht einfach aufs eigene Grundstück stellen, sondern muss die Häuser dort erwerben, wo Bien-Zenker sie in kleinen Siedlungen baut: Je Familie ein Gartenhäuschen, dazu ein gemeinsamer Apfelbaum und eine Parkbank gehören zum Angebot.

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