Neues Buch ehrt das Cafe Hawelka

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Künstlertreff, Buchtelhochburg, Touristenattraktion: Das Cafe Hawelka in der Wiener Innenstadt gehört mit Sicherheit zu jenen heimischen Gastro-Institutionen, über deren Besitzer, Gäste und Gepflogenheiten am meisten geschrieben und erzählt worden ist. Nun reiht sich ein neues Buch über die "Geschichte und Legende" des "kleinsten aller Weltlokale" in den Reigen der publizistischen Ehrungen ein.

Neben schon oft zitierten Anekdoten beleuchtet der reich bebilderte 250-Seiter auch weniger bekannte Hawelka-Details und erzählt wie nebenbei eine Art Kulturgeschichte des Wiener Kaffeehauses.

Die Anfänge des Cafes in der Dorotheergasse 6, das mittlerweile 70 Jahre auf dem Buckel hat, sind bekannt, dürfen jedoch auch im aktuellen Rückblick nicht fehlen: Nach drei Jahren als Betreiber des Cafe Alt Wien in der Bäckerstraße übernahmen Leopold und Josefine Hawelka das ehemalige "Cafe Ludwig Karl" und verliehen ihm jenes Aussehen, das bis heute großteils erhalten geblieben wird.

Das Hawelka-Mobiliar, das 120 Gästen Platz bietet, nimmt Autorin Sonja Moser etwa zum Anlass für einen von vielen Exkursen, die die Wiener Kaffeehaustradition in größeren Zusammenhängen aufrollen. Ausgehend von der Beschreibung der klassischen Holzstühle samt Tischen mit Marmorplatte wird Wissenswertes über die Erzeugerfirma Thonet und die Genese der Bugholztechnik eingeschoben.

An anderer Stelle erfährt man Details zum wahrscheinlich ersten Kaffeehaus der Welt, das 1554 in Konstantinopel eröffnet worden sein soll, oder zu den Pionieren des heimischen Schanigartens, der ab Mitte des 18. Jahrhunderts das Stadtbild zusehends prägte. Mancherorts erinnert die Diktion jedoch an Auszüge aus Reiseführern - etwa wenn das Klischee des ewig grantelnden, aber doch zuvorkommenden "Herrn Ober" bemüht wird und potenzielle Cafe-Besucher obendrein mit Benimmtipps versorgt werden.

Unumgänglich für eine adäquate Würdigung des Hawelka sind freilich die Themen Buchteln und Promis. Während Moser dem süßen Backwerk mit Legendenstatus, das seit Josefines Tod im Jahr 2005 von Sohn Günter gefertigt wird, eher wenig Platz einräumt, erhält die Riege an Künstlern, die das kleine Lokal nahe dem Graben über die Jahre hin zu ihrem zweiten Wohnzimmer gemacht haben, große Aufmerksamkeit. Neben Zitaten aus dem Gästebuch, in dem sich u.a. Oskar Werner, Friedrich Torberg, Ernst Fuchs oder Heimito von Doderer verewigt haben, ist das Buch reich an Anekdoten prominenter Gäste aus dem In- und Ausland, die von Schauspielerstar Omar Sharif bis hin zum Schlagersternchen Nicole reichen.

Darüber hinaus erzählt das Buch aber auch über kaum bekannte Details - beispielsweise über den florierenden Schleichhandel im Hawelka nach Kriegsende oder über diverse Innovationen langgedienter Kellner, wie jene des "Herrn Engelbert", der den "fetten Kakao" (Heiße Schoko mit Sliwowitz) und das "Menü" (Melange mit doppelter Birne) auf die Karte gehievt hat. Ansonsten hat das Cafe bisher wenig Neuerungen erlebt - was der inzwischen 98-jährige Inhaber auch gut begründen kann: "Der Kaffee wär net besser, wenn das Lokal modern wär." Laptops sind mittlerweile aber erlaubt, wird versichert.

INFO: "Das Hawelka. Geschichte & Legende" von Sonja Moser, herausgegeben von der Familie Hawelka; Pichler Verlag; ISBN 978-3-85431-500-1.

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