Nahrungsmittelmesse "Anuga 2009" in Köln

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Mit Neuheiten wie Käse aus der Tube, Öl aus Hanfsamen oder Krebs-Aufstrich fürs Brot ist am Samstag die weltgrößte Nahrungsmittelmesse "Anuga" an den Start gegangen. Zu den ungewöhnlichen Neuheiten gehören Thunfisch als Würstchen, Lollis mit Buttercreme-Füllung, die "schärfste Cola der Welt" mit Chili-Zusatz oder ein viele Millionen Jahre altes Salz.

Die 30. "Anuga" in Köln findet noch bis zum 14. Oktober statt. Bei der alle zwei Jahre stattfindenden Branchenschau zeigen 6.520 Anbieter aus 97 Ländern ihre Produkte. Besonders häufig werden heuer auf der Messe sogenannte Convenience-Lebensmittel aufgetischt - vorgegarte oder schon verzehrfertige Speisen, die in wenigen Minuten zubereitet sind oder nur noch aufgewärmt werden müssen. So sind nur zweimal 30 Sekunden nötig, um Gyros aus dem Pappbecher in der Mikrowelle zuzubereiten, der Dip steckt schon unterm Deckel. Auch Couscous nach orientalischer Art gibt es für den Eiligen schon zum schnellen Verzehr für unterwegs.

Wer zu bequem zum Kochen ist und auch nicht entscheidungsfreudig, kann sich einen Pastateller mit gleich drei Nudelsorten aus dem Tiefkühlfach auftischen - der Teller ist backofenfest und kann danach entsorgt werden. Nicht einmal mehr ein Messer auspacken muss der Hungrige, der sich den Aufstrich eines niederländischen Herstellers aus der Tube aufs Brot drückt - in den Geschmackssorten Krebs, Thunfisch, süßer Pfeffer oder Meerrettich. Auch Frischkäse aus der Tube soll Appetit anregen, hofft ein österreichischer Produzent.

Angeboten werden auch Bio-Produkte, vegetarische Kost und Wellness-Lebensmittel. Fruchtsnacks, fett- und zuckerreduzierte Produkte oder "Anti-Fat-Food" richten sich an gesundheitsbewusste, aber auch übergewichtige Verbraucher. Es gebe auffallend viele Angebote mit dem Etikett "free from...", sagt ein Sprecher der Koelnmesse - also frei etwa von Fett, Zucker, Gluten oder Lactose. Damit reagiert die Ernährungsindustrie auf weit verbreitetes Übergewicht, auch auf zunehmende Allergien und Unverträglichkeiten bei den Konsumenten. Naturbelassenes Öl aus Hanfsamen kommt aus einem Bauernhof in England nach Köln. Salz aus der Kalahari-Wüste, das seit 280 Millionen Jahren unter der Erde lagert, wird dem Gourmet angepriesen. Ein gesunder Sirup aus grünen Walnüssen stammt aus dem Südkaukasus, ein Alpenkräuter-Biosirup aus der Schweiz. Wer bei "frische Mango" allerdings an eine duftende, vitaminreiche Frucht denkt, wundert sich. Stattdessen verbirgt sich dahinter ein daumendicker Obstgelee-Streifen aus der Tüte. Ananas gibt es auch am Stiel. Ein thailändisches Getränk verspricht Schönheit - beim genaueren Hinsehen geht es aber um eine ausgeglichene Darmflora.

Die kulinarischen Ideen sind vielfältig: Ein spanischer Hersteller bietet Thunfisch-Würstchen an, mit mindestens 40 Prozent Thunfisch, wie ein Sprecher erklärt. In der "Bärchenwurst" einen Stand weiter steckt aber - zur Erleichterung des Verbrauchers - Geflügel. Die Wurst soll Kinder locken. Rüben oder Karotten aus dem Glas - in Bärchen, Auto- oder Blumenform - sind ebenfalls für die Kleinen gedacht, vor allem für die Gemüsemuffel. Auch Gouda ist bei der Fachmesse nicht einfach nur Käse, wenn er aus einer holländischen Kooperative stammt. Eine Sprecherin erklärt: Ein Nachhaltigkeitsmanager achtet in der Genossenschaft mit 500 Bauern darauf, dass unter den Landwirten niemand zu viel arbeitet oder gar ein Burn-Out-Syndrom erleidet.

In Deutschland sieht sich die Ernährungsbranche bisher von der Wirtschaftskrise kaum getroffen und gibt sich optimistisch. "Gegessen wird immer", betont der Bundesverband Lebensmittelhandel. Partnerland ist diesmal die Türkei.

INFO: http://www.anuga.de

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