Uni-Klinik organisiert Brustkrebs-Betreuung neu

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Rund 4.800 Frauen erkranken derzeit jährlich in Österreich an einem Mammakarzinom, etwa 1.560 Betroffene sterben daran. Mit jährlich rund 400 Patientinnen war die Wiener Universitätsklinik für Spezielle Gynäkologie in Österreich unter ihrem Leiter Ernst Kubista das bisher größte Behandlungszentrum. Seit 1. Jänner 2010 steht es - "eingemeindet" in die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Wiener Universitäts-Frauenklinik - unter Leitung von Christian Singer in neuer organisatorischer Form "parat".

"Ein wichtiger Faktor ist, dass die 'Arbeitsgruppe Senologie' (Brustgesundheit, Anm.) in unserer Abteilung sehr selbstständig bleibt. Wir profitieren von den Studien dort - und die Brustspezialisten profitieren von der Gynäkologie", erklärte Sepp Leodolter, Chef der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, gegenüber der APA.

Gründer Ernst Kubista war in Österreich der Pionier jener Bestrebungen gewesen, dass sich - speziell um Brustkrebspatientinnen - die Gynäkologen sorgen sollten. Leodolter: "Heute werden etwa 50 Prozent aller Frauen mit Mammakarzinomen von Gynäkologen operiert und betreut."

An der Wiener Universitäts-Frauenklinik wurde unter Kubista das österreichweit größte Zentrum für die Erkennung und Behandlung von Erkrankungen der weiblichen Brust geschaffen. Singer, der seit Jahren dort an vorderster Stelle gearbeitet hat: "Wir sehen die Patientinnen von Anfang an. Bei uns geht es von der Früherkennung bis zur Nachsorge. Es geht um die psychologische Betreuung genauso wie um die Beratung bezüglich der Fertilität, die Behandlung von Brustkrebs und die Nachsorge."

1986 erkrankten in Österreich rund 3.500 Frauen an Brustkrebs, es gab etwa 1.600 Todesfälle. Im Jahr 2006 waren es etwa 4.800 Neuerkrankungen und rund 1.560 Opfer. Das deutet auf eine bessere Frühdiagnose (Mammografien) und auch auf bessere Therapiemöglichkeiten hin.

"Das Risiko für ein Mammakarzinom liegt für eine Frau bei zwölf Prozent. Derzeit bemerken wir einen Trend, wonach mehr junge Frauen an Brustkrebs erkranken. Da steigt die Zahl der Betroffenen eigentlich an", so Singer.

80 Prozent werden Brust-erhaltend operiert

Gerade deshalb soll die Arbeitsgruppe neben der diffizilen Beratungstätigkeit für Frauen mit einer familiär genetischen Vorbelastung - fünf Prozent der Brustkrebserkrankungen gehen darauf zurück - weiterhin wissenschaftlich im vordersten Bereich aktiv sein. So zum Beispiel will man in einer neuen Studie untersuchen, wie gut eine Operationsmethode beim Mammakarzinom ist, bei der auch die Brustwarze erhalten werden kann. Generell Brust-erhaltend werden bereits an die 80 Prozent der Frauen operiert. Beteiligt ist man als großes Zentrum auch an wissenschaftlichen Untersuchungen der österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs.

Auf der anderen Seite ist die nunmehrige Mutter-Abteilung (Gynäkologie und Geburtshilfe) beispielsweise auf anderer Ebene weltweit in einer Pionierrolle: Getestet wird ein HPV-Impfstoff, der zu 90 und nicht wie bisher zu 70 Prozent langfristig vor Gebärmutterhalskrebs schützen soll.

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