"Strukturplan Gesundheit" für Wien

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Weniger Akut- und mehr Pflegebetten im Spitalswesen, eine "integrierte Versorgung" und eine geografische Umverteilung des ambulanten Angebots der Stadt: Montagabend (2. November) haben Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (S), Walter Dorner, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer und Jan Pazourek, der stellvertretende Generaldirektor der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) den gemeinsam erstellten "Regionalen Strukturplan Gesundheit" (RSG) für Wien präsentiert. Dieser soll bis 2015 die Angebote im Gesundheitsbereich sichern und neu verteilen.

Ein wesentlicher Eckpunkt des Plans: Spitalsaufenthalte sollen künftig kürzer werden. "Es gibt eine Leistungsverschiebung. Patienten sollen dort betreut werden, wo es für sie am besten ist", erklärte Wehsely. Daher werden rund 330 Betten vom Akut- in den Pflegebereich verschoben. Für das Jahr 2015 sind somit 10.080 Betten für Akutpatienten vorgesehen. In diesem Sinne solle der Bund die Finanzierung "neu überdenken", lautete die Aufforderung der Stadträtin. Es müsse sich auszahlen, dass Patienten so lange im Spital bleiben, wie es den medizinischen Erfordernissen entspreche, und nicht so lange, wie es aufgrund des LKF-Systems (leistungsorientierte Krankenhausfinanzierung) am lukrativsten sei.

Die kürzere Spitalliegedauer könnte künftig durch andere Maßnahmen abgedeckt werden. Steht für den Patienten die Entlassung an, dann sollen sich verstärkt sogenannte Entlassungsmanager um ihn kümmern. Ihre Aufgabe ist es, die weitere Behandlung zu koordinieren. Auch im Pflegebereich sieht der RSG eine Aufstockung vor: sechs neue Pflegewohnheime befinden sich im Bau. Insgesamt sollen in Wien die Pflegeplätze von 9.100 auf 10.000 angehoben werden. Einen weiteren Fortschritt im Gesundheitsbereich soll auch das geplante Krankenhaus Wien-Nord in Floridsdorf bringen. Auch Tages- und Wochenkliniken sollen ausgebaut werden.

In der RSG-Planung vorgesehen ist auch eine "integrierte Versorgung". Durch eine Vernetzung der Leistungserbringung zwischen einzelnen medizinischen Versorgungssektoren - zum Beispiel durch Disease-Management-Programme - soll der Patient profitieren. Auch im ambulanten Bereich wird auf mehr Servicequalität gesetzt: Denn Ärztekammer-Präsident Dorner forderte die Schaffung von modernen Ordinationsformen, zum Beispiel von Gruppenpraxen oder Ärzte GmbHs. "Ein Patient soll auch um 18.30 Uhr die Möglichkeit haben, einen Arzt aufzusuchen", so Dorner. Im Moment sind zehn Prozent der Kassenärzte in einer Gruppenpraxis beschäftigt. Es wäre auch vorstellbar, dass Fachärzte in Zukunft Hausbesuche machen.

Facharzt statt Allgemeinmediziner

Generell legen Wiener bei Arztbesuchen ein anderes Verhalten an den Tag als Menschen im ländlichen Raum: In der Bundeshauptstadt würde man "mit einem Kind gleich zum Kinderarzt oder mit einem Ekzem gleich zum Hautarzt gehen" - und nicht zum Allgemeinmediziner, wie es außerhalb des Ballungszentrums oft der Fall sei. Aus diesem Grund wies der stellvertretende WGKK-Generaldirektor Pazourek darauf hin, dass Wien das bereits bestehende dichtere ambulante Ärzteangebot auch weiterhin brauche. Dieses müsste jedoch an die Bevölkerungsentwicklung angepasst werden. Vor allem im Norden und Nordosten würden in Zukunft mehr Mediziner gebraucht werden, während im Zentrum eine "Redimensionierung" vonnöten sei. Diese Umverteilung soll bis 2015 durch Ärzte, die in Pension gehen, und durch Verlegungen von Praxen erreicht werden.

In punkto Finanzierung des RSG hält sich Wehsely bedeckt: Man müsse zuerst Strukturen schaffen und nicht darüber nachdenken, wie es die unterschiedlichen Zahler betreffe. Sie betonte aber: "Wer glaubt, dass das Gesundheitswesen billiger wird, der irrt." Man könne den Anstieg aber dämpfen, in dem man Patienten dort betreue, wo es für sie am Besten sei - denn dies könne durchaus aus kostengünstiger sein. Am 12. November wird der RSG der Wiener Gesundheitsplattform zur Beschlussfassung vorgelegt.

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