Spitäler könnten durch Privat-Elemente sparen

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Die Wirtschaftskammer sieht bei Österreichs öffentlichen Spitälern große Einsparungspotenziale, und das bei gleicher oder besserer Qualität. Bis zu 20 Prozent Kostendämpfung wären bei Einbindung privater Managementpartner möglich, so Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit und Mitbegründer der "Plattform Gesundheitswirtschaft Österreich", in einer Pressekonferenz.

"Wir glauben, dass es einen Wettbewerb um die bessere Qualität für die Versicherten geben soll", sagte Gleitsmann. In der Plattform sei man überzeugt, dass das österreichische Gesundheitssystem einige privatwirtschaftliche Elemente vertrage. Dies würde zur Beseitigung von Ineffizienzen beitragen, ebenso wie der vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger angestrebte "Masterplan Gesundheit".

Einsparungsmöglichkeiten sieht Gleitsmann etwa beim Personal, wo man sich durch Bezahlung nach Kollektivvertrag statt nach Sozialversicherungsdienstrecht durchschnittlich 13,5 Prozent ersparen könnte. In der Wirtschaftskammer glaubt man - laut Presseunterlage - zudem, dass alleine in Wien 170 Mio. Euro zu holen wären, wenn kommunale Krankenhäuser die Produktivität von Ordens- oder Privatspitälern erreichen würden.

Bei den Ausgaben für die Spitalsversorgung sieht die Kammer Österreich mit 41 Prozent der Gesundheitsausgaben im europäischen Spitzenfeld (EU-Schnitt: 37 Prozent). Die Ausgaben der von Landesgesundheitsfonds finanzierten Spitäler hätten 2008 nach einem Anstieg von 6,7 Prozent fast 10,4 Mrd. Euro betragen.

Spitäler als Wirtschaftsfaktor

Genau dies macht die 270 Spitäler Österreichs mit ihren 64.400 Betten auch zu einem gewichtigen Wirtschaftsfaktor, führte Gottfried Haber, Volkswirt an der Uni Klagenfurt, aus. Direkt und indirekt sorgen sie laut einer für die Vinzenz Gruppe erstellten Studie für 251.000 Arbeitsplätze, 11,6 Mrd. Euro Wertschöpfung und - inklusive Folgeeffekte - einem Anteil von 4,4 Prozent am Bruttoinlandsprodukt.

Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (S) ließ in einer Reaktion die aus ihrer Sicht seit Jahren von "Jüngern des Neoliberalismus" beschworene Kostenexplosion im Gesundheitswesen nicht gelten. Die Debatte erinnere sie stark an die die späten 1990er Jahre, als es darum gegangen sei, das umlagefinanzierte Pensionswesen sturmreif zu schießen. "Was wir hier sehen, ist die Forderung, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu vergesellschaften", kritisierte sie in einer Aussendung. Das Gegenteil davon sei aber nötig.

Ärztekammer gegen "Totsparen" in Wien

In der Wiener Ärztekammer ist man über die Einsparungsideen der Wirtschaftskammer für den Spitalsbereich "mehr als irritiert" und warnt vor dem "Totsparen der Spitzenmedizin". Vizepräsident Thomas Szekeres betonte in einer Aussendung, dass Einsparungen nicht auf Kosten der medizinischen Qualität oder der Patienten erfolgen dürfe. Schon derzeit sei man dabei am absoluten Limit.

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