Schlaganfälle bei Vorhofflimmern leichter verhinderbar

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Neue Hoffnung gibt es in der Prophylaxe von Schlaganfällen und Embolien infolge von Vorhofflimmern: Das erst vor kurzem in Europa zugelassene gerinnungshemmende Medikament Dabigatran (Boehringer Ingelheim) verringert bei einer prophylaktischen Verwendung im Vergleich zu der bisher verwendeten Therapie deutlich die Häufigkeit von Insulten bei Hochrisikopatienten. Die Behandlung wird durch den Wegfall regelmäßiger Laboruntersuchungen noch zusätzlich einfacher. Die Daten dazu wurden bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert.

Patienten mit Herz-Vorhofflimmern haben ein stark erhöhtes Risiko für Thromboembolien inklusive Schlaganfällen. Bei ihnen können sich im Herz Blutpfropfen bilden, die dann Blutgefäße verlegen. Jährlich erleiden weltweit rund drei Millionen Menschen einen Schlaganfall als Folge von Vorhofflimmern. Etwa die Hälfte davon stirbt binnen eines Jahres.

Zur Verhütung solcher Komplikationen werden seit Jahrzehnten Vitamin-K-Antagonisten (Warfarin, Marcoumar) eingesetzt. Sie müssen aber gemäß regelmäßigen Labortests individuell dosiert werden. Nur bei einem Teil der Patienten wird die Blutgerinnung optimal herabgesetzt. Zuviel bedeutet ein Blutungsrisiko, zuwenig heißt, dass die Thromben-Prophylaxe nicht gegeben ist. Seit kurzem sind aber mit Dabigatran und Rivaroxaban (Bayer) erstmals Antikoagulantien zugelassen, bei denen eine Dosierung für alle Patienten ausreicht. Es werden keine Labortests mehr benötigt. Eingesetzt wurden sie zunächst für die Verhinderung von venösen Thromboembolien, zum Beispiel nach Operationen.

In der bisher weltweit größten Studie zur Verwendung eines solchen Arzneimittel in der Prophylaxe von Schlaganfällen mit rund 18.000 Probanden in 44 Staaten - auch österreichische Mediziner waren beteiligt - wurde die Wirksamkeit von Dabigatran in zwei Dosierungen (zweimal täglich 150 oder 110 Milligramm) im Vergleich zu einer guten Einstellung mit Warfarin untersucht. Die Ergebnisse dieser RE-LY-Studie wurden vor wenigen Tagen erstmals beim Europäischen Kardiologenkongress in Barcelona vorgestellt.

Die Daten sprechen eindeutig für die neue Therapie. Sie zeigten, dass Dabigatran in einer Dosierung von 150 Milligramm zweimal täglich das Risiko für Schlaganfälle und systemische Embolien im Vergleich zur engmaschig kontrollierten Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) signifikant um 34 Prozent reduziert, ohne das Risiko für schwere Blutungen zu steigern. In einer Dosierung von 110 mg zweimal täglich senkte das neue Arzneimittel die Rate an Schlaganfällen und systemischen Embolien ebenso stark wie die Behandlung Warfarin, reduzierte aber die Rate an schweren Blutungen signifikant um beeindruckende 20 Prozent.

Ähnlich beeindruckend sind auch folgende Ergebnisse: So zeigt Dabigatran im Vergleich zur Behandlung mit Warfarin ein 74 Prozent geringeres Risiko für eine Gehirnblutung, wenn zweimal täglich je 150 Milligramm verwendet wurden. In der niedrigeren Dosierung wurde das Risiko um 69 Prozent reduziert. Die Studienergebnisse sind vor kurzem auch im "New England Journal of Medicine" erschienen.

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