Neue EU-Razzia bei Pharmakonzernen

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Die EU-Kommission hat neuerlich Pharmaunternehmen wegen möglicher Verstöße gegen das Kartellrecht durchsucht. Die Kommission habe am 6. Oktober mit unangemeldeten Kontrollen begonnen, sagte der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes in Brüssel. Es gebe Gründe anzunehmen, dass die nicht namentlich genannten Firmen verbotene Kartellabsprachen getroffen und ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht hätten. Dadurch sollen sie die Markteinführung von billigeren Medikamenten verhindert haben.

Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis bestätigte, dass es bei ihm eine Durchsuchung gab. Das Unternehme arbeitete mit den Behörden zusammen. Betroffen ist auch der Schweizer Novartis-Konzern. Gebäude der Tochter Sandoz in Frankreich seien kontrolliert worden, sagte ein Sprecher. Der israelische Teva -Konzern erklärte, seine Büros in Paris seien am Dienstag durchsucht worden. Aus Industriekreisen hieß es, ein weiteres Unternehmen sei überprüft worden.

Die deutschen Hersteller Merck und Bayer erklärten, von einer solchen Razzia nichts zu wissen. Auch die britischen Konzerne GlaxoSmithKline und AstraZeneca, der Schweizer Roche-Konzern, sowie die dänischen Unternehmen Novo Nordisk und Lundbeck erklärten, nicht von den Razzien betroffen zu sein.

Die Razzia der EU-Kommission könnte die Tür für Maßnahmen gegen einzelne Unternehmen öffnen und möglicherweise den Weg für hohe Strafen ebnen. Die Kommission kontrolliert bereits Frankreichs Servier und einige Generika-Firmen wegen des Verdachts, die Markteinführung einer Generika-Version des Herz-Kreislauf-Medikaments Perindopril zu verhindern.

Bereits im Januar 2008 waren Unternehmen der Branche (AstraZeneca, Sanofi-Aventis, Pfizer, GlaxoSmithKline sowie Sandoz) kontrolliert worden. Im Juli hatte Kroes angekündigt, mit der Bestrafung von Unternehmen, die die Einführung von günstigeren und nicht patentierten Medikamenten verhinderten, nicht zu zögern. Die EU-Kommission schätzt, dass sich die Rechnungen von Patienten durch die Verzögerung von Generika-Einführungen zwischen 2000 und 2007 um 20 Prozent erhöhten. Pharmakonzerne argumentieren, der Verzug hänge mit regulatorischen und bürokratischen Gründen zusammen und nicht mit vorsätzlichen Handlungen der Unternehmen.

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