Krankhafte Toilettengänge als Schlafkiller

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Geschätzten 540.000 Frauen und 290.000 Männern in Österreicher rauben Blasen- und Nierenprobleme Nacht für Nacht den Schlaf. Tabukrankheiten wie Bettnässen, vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie) oder Wasserharnruhr (Diabetes insipidus) plagen nicht nur alte, sondern auch junge Menschen.

Das erklärten Mediziner am 9. März bei einer Pressekonferenz in Wien anlässlich des Welt-Nierentags (11. März) sowie des Welt-Schlaftages (19. März). Die Ursache sei bei rund 60.000 "Bettflüchtigen" ein Mangel des Botenstoffes ADH (antidiuretisches Hormon/Vasopressin). Trotz guter und rasch wirkender Behandlungsmöglichkeiten würden kaum 15 Prozent der Betroffenen adäquat behandelt, kritisierte Hans Christoph Klingler von der Wiener Universitätsklinik (Urologie). Vor allem Senioren würden Probleme als Folge ihres Alters beurteilen und nicht zum Arzt gehen. Dabei helfe bei ADH-Mangel ganz einfach die Gabe des synthetischen Hormons Desmopressin, das die Funktion von Vasopressin übernehme.

Nächtliche Harnflut

ADH steuert den Wasserhaushalt und somit auch die Harnproduktion. Wird der Botenstoff zu wenig oder gar nicht produziert, arbeitet die Niere in der Nacht ungebremst weiter und die Blase füllt sich unentwegt. Die daraus resultierenden Erkrankungen bezeichnet man als nächtliche Harnflut (Polyurie), die sich in Toilettengängen im Minutentakt bzw. Bettnässen äußert. An nächtlichem Harndrang leidet, wer mehr als einmal pro Nacht aufwacht und auf die Toilette muss. Besonders massiv ist der ADH-Mangel bei Diabetes insipidus: Ohne Behandlung produziert der Körper täglich bis zu 20 Liter Harn.

Wer keine wirksame Behandlung bekommt, leidet unter vermindertem Selbstwertgefühl und zieht sich sozial zurück, erklärten die Mediziner. Gleichzeitig drohen durch Schlafmangel gesundheitliche, psychische Probleme und Sexualstörungen: Findet langfristig keine REM-Phase statt, fällt das "genitale Training" im Schlaf aus und es kann zu erektilen Dysfunktionen kommen. Besonders betroffen sind Kinder, die bei Bettnässen ab dem fünften Lebensjahr eine Therapie bekommen sollten: Bei 75 bis 80 Prozent seien körperliche Probleme für das ungewollte Urinieren verantwortlich und nur 15 Prozent der Betroffenen würden von alleine trocken, betonte die Mediziner. Auch bei Minderjährigen sorge die schlechte Schlafqualität für gesundheitliche Probleme.

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