Impfplan 2010: Weniger Säuglings-Immunisierungen

Teilen

Der neue "Impfplan 2010 Österreich" des Obersten Sanitätsrates (beschlossen vom Impfausschuss am 20. Oktober 2009) umfasst mehrere Neuerungen. So wird zum Beispiel die Anzahl der notwendigen Injektionen für Säuglinge bzw. Kleinkinder reduziert, insgesamt wurden aber mehr Impfungen generell in die Empfehlungen aufgenommen.

Die Fachleute betonen in der Einleitung die Bedeutung der Immunisierungen im Kampf gegen Infektionskrankheiten: "Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Alle Geimpften sind im Regelfall vor der Krankheit geschützt. Zudem können Krankheiten, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden (u. a. Poliomyelitis, Hepatitis B, Masern, Keuchhusten), bei einer anhaltend hohen Durchimpfungsrate eliminiert werden."

Daraus leiten die Fachleute mit Hinweis auf die moderne Beweis-gestützte Medizin aber auch für die praktizierenden Ärzte folgenden Aufruf ab: "Es ist eine ärztliche Verpflichtung, für einen ausreichenden Impfschutz der betreuten Personen (Patienten) zu sorgen. Dazu gehört, dass die Grundimmunisierung bei Säuglingen und Kleinkindern rechtzeitig begonnen, nicht unnötig verzögert und zeitgerecht abgeschlossen wird. Darüber hinaus ist es notwendig, den Impfschutz durch notwendige Auffrischungsimpfungen in jedem Lebensalter sicherzustellen. Ein Abraten von Impfungen ohne Kontraindikation (Gegenanzeige, Anm.) durch Ärzte ist ein Verstoß gegen die Prinzipien der evidence-basierten (Beweis-gestützten) Medizin."

Laut UN-Kinderrechtskonvention - so die österreichischen Experten - hätten Kinder Anspruch auf die beste Gesundheitsversorgung, wozu auch "der Schutz vor Erkrankungen, die durch Impfung vermeidbar sind", gehöre. Dies sei eine Aufgabe der Eltern. Insgesamt könne man zu der Abwägung von Nutzen und Risiko bei Immunisierungen sagen: "Sofern ein verträglicher Impfstoff verfügbar und das Risiko der Infektionsexposition (Ansteckungsgefahr, Anm.) gegeben ist, wird die Antwort zugunsten der Impfung entschieden werden."

Jedes Jahr gibt es Änderungen im österreichischen Impfplan, der an neue Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien und an die Verfügbarkeit von Vakzinen angepasst wird. "Der Impfplan 2010 enthält gegenüber den bisherigen Empfehlungen mehrere signifikante Veränderungen", betonen die Experten.

Die wichtigsten Veränderungen im Überblick:

- Reduktion der Dosen für die (in Österreich kostenlose) Sechsfach-Impfung für Säuglinge bzw. Kleinkinder (gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae und Hepatitis B) von bisher vier auf drei (jetzt: drittes und fünftes Lebensmonat sowie ab dem zwölften Lebensmonat).

- Verringerung der Zahl der Dosen bei der Pneumokokken-Impfung (es reichen offenbar drei statt vier Teilimpfungen auch aus).

- Die Impfung gegen Meningokokken C-Infektionen wird für alle Kinder und Jugendliche empfohlen (speziell gefährdet sind beispielsweise Jugendliche bei Eintritt in Gemeinschaftswohneinrichtungen).

- Generelle Empfehlung für die Varizellen-Impfung bei Kindern (speziell vor Eintritt in Gemeinschaftseinrichtungen).

- Die FSME-Impfung wird generell empfohlen, ebenso die Hepatitis A-Impfung. Hier gibt es seit langem Hepatitis A/B-Kombinationsvakzine.

- Die Auffrischungsimpfungen gegen Diphtherie/Tetanus bei Schulkindern werden auf eine Dosis reduziert (dafür aber eine als Vierfach-Impfung im Volksschulalter, die auch gegen Keuchhusten und Kinderlähmung schützt).

- Erwachsene müssen sich nicht mehr gegen Poliomyelitis (injizierbare Vakzine) auffrischen lassen, Senioren ab 65 wird nur noch eine Pneumokokken-Impfung angeraten.

Wie gut viele Impfungen wirken, beweisen die Erfolge mit der Säuglings-Immunisierung gegen Rotaviren, die schweren Durchfall auslösen können: Seit Aufnahme der Impfung in das kostenlose Programm für Kinder ging die Zahl der Spitalsaufnahmen wegen RV-Infektionen in Österreich innerhalb von 18 Monaten um 74 Prozent zurück.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.