"H1N1" - Große Nachfrage am ersten Impftag

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Die Impfaktion gegen die "Neue Grippe" (auch "Schweinegrippe") stößt bei der österreichischen Bevölkerung auf große Resonanz. Bestand bisher nur für medizinisches Personal die Möglichkeit zur Immunisierung, so sind seit 9. November die Impfstellen für die Allgemeinheit geöffnet. Bereits in den Vormittagsstunden bildeten sich bei einigen Verabreichungsstellen Warteschlangen.

Vielerorts wendeten sich vor allem chronisch Kranke, Schwangere - derzeit die bevorzugten Hauptzielgruppen - und Kinder an die Impfstraßen in den Magistraten, Bezirksämtern und Gebietskrankenkassen (GKK). Mit gutem Beispiel gingen in den Morgenstunden Bundespräsident Heinz Fischer und seine Ehefrau Margit voran. Beide ließen sich kurz vor Arbeitsbeginn in der Präsidentschaftskanzlei eine Spritze verabreichen. "Weil mir gesagt worden ist, dass die Vorteile überwiegen und es sinnvoll ist", so Fischer über seinen Entschluss zur Immunisierung. Für die Bevölkerung wird die Impfung in Wien an insgesamt 21 Orten angeboten, Impfwillige müssen dort zunächst ihre E-Card vorweisen, die Rezeptgebühr entrichten und einen Fragebogen ausfüllen.

In den fünf Abgabestellen der Wiener GKK wurde bis 15.00 Uhr rund 2.200 Personen eine Spritze mit der Vakzine "Celvapan" verpasst. Vermutlich werden es bis Ende des ersten Impftages 2.750 Verabreichungen sein, so die WGKK in einer Aussendung. Die Schar der Nachfragenden war am ersten Tag äußerst bunt gemischt: Neben Pensionisten erschienen auch zahlreiche jüngere Menschen, die ihr Kommen unter anderem damit begründeten, dass sie aus beruflichen Gründen mit vielen Menschen in Kontakt kommen und sich darum schützen wollten.

In der Stadt Salzburger ließen sich Montagvormittag zwischen 600 und 700 Personen bei der GKK immunisieren. In Kärnten fragten hauptsächlich chronisch Kranke oder ältere Menschen nach der Immunisierung. Bisher wurden dort 931 Menschen - vor allem Gesundheitspersonal - geimpft. Tirol meldete bei Kinderärzten großen Andrang und lange Wartelisten. Geringer als erwartet war das Interesse in Linz, wo sich bis zum späten Vormittag rund 120 Impfwillige bei der GKK einfanden.

In Krems in Niederösterreich ließen sich zwischen 8.00 und 10.30 Uhr rund 90 Personen impfen, so Landessanitätsdirektor Alfred de Martin. Es hätten sich Kinder und über 50-Jährige eingefunden - "keine Schwangeren und keiner, der in die Risikogruppe fällt". In Vorarlberg kommen laut Impfarzt Axel Stöckl aus Hard (Bezirk Bregenz) Personen "quer durch den Gemüsegarten, teilweise ganze Familien" in die Praxen. Die Medienberichte verängstigten viele, betonte er aber. "Jene, die wirklich zur Impfung gehen sollten, tun es eher nicht."

Erkrankungszahlen gestiegen

Die Zahl der Erkrankungen hat über das Wochenende weiter zugenommen, vereinzelt befinden sich darunter auch Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf: Nach dem Tod eines elfjährigen Südtiroler Mädchens in der Innsbrucker Universitätsklinik wurde am Freitag ein weiterer Südtiroler auf der Intensivstation einliefert. Der 39-Jährige leidet an schweren Lungenproblemen. Im Wiener AKH liegt seit kurzem eine 28-Jährige auf der Intensivstation.

Der Zustand jener schwangeren Patientin, die Freitagnachmittag in Wien ihr Kind zur Welt brachte, ist laut WGKK stabil. Die Frau befand sich erst in der 24. oder 25. Schwangerschaftswoche, ihr Baby wird neonatologisch betreut. Jener 41-jährige Bayer, der seit eineinhalb Wochen mit Schweinegrippe auf der Intensivstation des Landeskrankenhauses Salzburg liegt, befindet sich weiterhin im Tiefschlaf.

Als Vorsichtsmaßnahme, um weitere Ansteckungen zu vermeiden, wurden unterdessen weitere Schulen geschlossen. Darunter unter anderem die Hauptschule Lustenau-Kirchdorf in Vorarlberg: In der Hälfte der Klassen erschienen weniger als 50 Prozent der Kinder zum Unterricht. In der Stadt Salzburg werden ab Dienstag zwei Schulklassen des Ursulinen-Gymnasiums in Glasenbach und der Volksschule Lehen II gesperrt, weil jeweils die Hälfte der Kinder krankt ist. Die Schließungen gelten vorerst bis Ende der Woche. Das gilt auch für die Wiener Privatvolksschule der Piaristen "St. Thekla" in Wien-Wieden, die seit Montag ihre Pforten geschlossen hat.

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