Gesundheitswesen: Umbauen statt einsparen

Teilen

Umbauen statt einsparen, war der Tenor der Wortmeldungen. Bei einer prominent besetzten Podiumsdiskussion zum Thema "Einsparungspotenzial Gesundheitswesen", am 3. Dezember in Wien verteidigten die Diskutanten, allen voran Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) und die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (S), das österreichische Gesundheitssystem, betonten aber die Notwendigkeit der Veränderung von Strukturen und Finanzierung.

Der Chef des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Wilhelm Marhold, betonte die Bedeutung des Gesundheitswesens als Wirtschaftsfaktor. Wo gebe es sonst eine Sparte, die hoch qualifizierte Arbeitsplätze in dieser Zahl biete und jährlich um zehn Prozent wachse. Jeder zehnte Arbeitsplatz in Wien hänge vom Gesundheitswesen ab: "Bei der Autoindustrie höre ich nicht, dass wir dort einsparen sollen. Wir brauchen Spitzenmedizin für Alle, wir brauchen Standardmedizin für Alle. Wir sind im Gesundheitswesen nur wahnsinnig verliebt in die Strukturen, die wir haben." Es könne nicht um das Reduzieren von Leistungen gehen: "Zum Zusperren brauch' ich keinen Manager, da hol' ich mir ich mir einen Schlosser."

Neue Finanzierungsmöglichkeiten notwendig

Hundstorfer wies auf die Problematik der gegenwärtigen Finanzierung des Sozialsystems hin: "Wir hatten mit 30. November 3,3 Millionen Menschen (als Zahler, Anm.) in der Sozialversicherung. Von dieser Zahl arbeitet eine Million Menschen nur noch in Teilzeit." Man müsse unaufgeregt neue Finanzierungsmöglichkeiten prüfen. Eine "Schieflage" sei beispielsweise der Umstand, dass Sparbücher mit 25 Prozent, Stiftungen aber nur mit 12,5 Prozent besteuert würden. Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely bestritt, dass Bundeskanzler Werner Faymann (S) am 3. Dezember bei seiner Rede in der Hofburg das Einsparen von einer Milliarde Euro im Spitalsektor als Idee präsentiert hätte, davon hätte dieser kein Wort gesagt: "Der Herr Bundeskanzler hat davon gesprochen, wie Menschen betreut und gepflegt werden, wo dies sinnvoll ist."

Onkologe Christoph Zielinski betonte schließlich den Aufholprozess, den die medizinische Wissenschaft in Österreich im internationalen Vergleich in den vergangenen Jahren geleistet habe: "Zwischen 1980 und 1985 lagen wir um fünf Prozent unter dem Welt-Durchschnitt (wissenschaftliche Veröffentlichungen, Anm.) Heute liegen wir um 26 Prozent über dem Welt-Durchschnitt und neun Prozent über dem EU-Durchschnitt." Dabei werde das österreichische Gesundheitswesen insgesamt nicht "teurer", hatte die Wiener Anästhesiologin Sylvia Schwarz in ihrer Einleitung festgestellt: "Wir geben seit 1995 gleichbleibend 10,1 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt dafür aus." Ein "kleiner Sprung" bei diesem Anteil sei allerdings durch die Krise der übrigen Wirtschaft derzeit zu erwarten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.