Fortschritte in der Krebstherapie

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Rund um die moderne Krebstherapie tobt derzeit eine Wirksamkeits- und Kostendebatte. Die Klinische Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Wiener AKH hat dazu unter Auswertung auch offizieller internationaler Zahlen ein Positionspapier verfasst.

Fazit: Die modernen Therapien haben insgesamt bei mehreren - nicht bei allen - Krebsarten zu einer deutlichen Lebensverlängerung auch sehr fortgeschrittener Erkrankung geführt. Die Experten der von Christoph Zielinski geleiteten Klinik wehren sich gegen Skeptiker: "Die moderne Medizin hat insgesamt beträchtlich zu einer Verbesserung der Überlebenszahlen bei Krebserkrankungen geführt: Überlebten in USA laut den SEER-Statistiken des U.S. amerikanischen National Cancer Institute (NCI) 1950 bis 1954 nur insgesamt 35 Prozent aller Patienten ihre Krebserkrankung über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren, waren es in den Jahren 1999 bis 2005 insgesamt 69,1 Prozent."

Zielgerichtete Therapie

Auch innerhalb des vergangenen Jahrzehntes ließen sich deutliche Verbesserungen - zu einem guten Teil durch neue Arzneimittel wie die "zielgerichtete Therapie" (vor allem monoklonale Antikörper und synthetische Wirkstoffe in Form von Kinase-Hemmern etc.) - eindeutig belegen. Dabei sei es "zur klinischen Anwendung von Therapien gekommen, die auf ganz bestimmte, im Labor identifizierte Signalwege für unkontrolliertes Wachstum, Vermehrung und Ausbreitung von Tumorzellen abzielen." Weiters hätte man bei einer beträchtlichen Zahl von Tumorerkrankungen personalisierte Therapien entwickeln können.

Die Experten am Wiener AKH sind mit an der Spitze in der internationalen Forschung. Sie überblicken eine große Anzahl von Patienten unter den neuesten Therapien. Allein an der Abteilung für Onkologie am Wiener AKH werden pro Jahr rund 5.900 Patienten betreut, davon 18 Prozent in wissenschaftlichen Studien. Im Jahr 2008 waren es zum Beispiel allein 2.230 Brustkrebspatientinnen und 1.539 Kranke mit Lungenkrebs.

Die Fachleute: "Generell sind die Mortalitätstrends an Krebs von 1997 bis 2006 rückläufig. Erfreulich ist, dass sich dieser Trend der Verbesserung der Prognose besonders deutlich für den bei Frauen häufigsten Tumor, den Brustkrebs, niederschlägt, wo es 1975 bis 1977 versus 1999 bis 2005 zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der 5-Jahres-Überlebensrate gekommen ist. Statistisch signifikant sei auch die Zunahme der Fünf-Jahres-Überlebensrate beim häufigsten Tumor beider Geschlechter, dem Dickdarmkrebs.

Keine "Wundermedizin"

Dennoch sei die Onkologie keine "Wunderdroge" oder "Magic Bullet", die eine Heilung fortgeschrittener Erkrankungen erzielen könnte. "Der Ansatz der Therapiestrategien ist aber eine schrittweise Verbesserung der Prognose und eine schrittweise Verlängerung der Überlebensdauer, die sich (...) bei manchen Krebserkrankungen dramatisch, bei anderen nur geringgradig verbessert hat."

Die Experten haben analysiert, was die neuen Therapien gerade bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen mit Metastasen - also bei Kranken mit besonders schlechten Prognosen - in der durchschnittlichen Lebenserwartung bewirkt haben. "Durchschnittlich" sei aber natürlich ein Mittelwert der auf einzelne Patienten nicht Rücksicht nehme.

Die umfangreiche Analyse mit Zitaten aus der wissenschaftlichen Literatur führt in der Zusammenfassung schließlich die Fortschritte der vergangenen Jahre bezüglich der durchschnittlichen Überlebenszeit bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium an:

- Bösartige Hirntumore/Glioblastom: von durchschnittlich acht bis zwölf auf 15 bis 23,4 Monate

- Multiples Myelom: Steigerung der durchschnittlichen Überlebenszeit von 36 auf 72 Monate

- Lungenkarzinom: von 10,6 bis 11,5 Monate auf 13,4 bis 16,8 Monate

- Dickdarmkarzinom: von 14,2 auf 29,3 Monate

- Brustkarzinome: allgemein erhöhte sich die durchschnittliche Überlebenszeit bei fortgeschrittener Erkrankung von 22 auf 58 Monate

- Wird bei Brustkrebs in solchen Fällen nur Chemotherapie verwendet, erhöhte sich die Überlebenszeit von 11,5 bis 15,8 auf 14,5 bis 18,6 Monate. Bei Tumoren, bei denen zusätzlich Herceptin eingesetzt werden kann, stieg sie 20,3 bis 22,7 auf 25,1 bis 31,2 Monate

- HNO-Karzinome: von 29,3 bis 30 Monate auf 49 bis 66 Monate

- Nierenzellkarzinom: von 15,2 auf 26,4 bis 43,6 Monate

- Bösartige B-Zell-Lymphome: von 37 auf 91 Monate

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