Fieberprophylaxe vor Kinderimpfungen schädlich

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Offenbar simpler Unsinn: die vorbeugende Gabe von fiebersenkenden Mitteln an Kinder, die immunisiert worden sind - nur um eine eventuelle kurze Fieberreaktion zu verhindern. Das dämpft nämlich die Immunantwort und könnte den Effekt der Impfung herabsetzen, haben jetzt tschechische Wissenschafter nachgewiesen.

Roman Prymula von der tschechischen Militäruniversität und seine Kollegen haben im Rahmen von zwei verschiedenen Experimenten den Einfluss des bei Kindern oft verwendeten Fiebersenkers Paracetamol nach Impfungen untersucht. 459 Kinder wurden in die Studie aufgenommen. Alle erhielten die "in entwickelten Ländern üblichen" Kinder-Immunisierungen gegen Pneumokokken (in generell Österreich erst geplant, Anm.), Haemophilus influenzae, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis B, Polio und Rotavirus, wie der "Lancet" in seiner neuesten Ausgabe (17. Oktober) schreibt. Das erfolgte in der neunten bis 16. Lebenswoche und als Auffrischung im zwölften bis 15. Lebensmonat.

Die Hälfte der Kinder bekam jeweils nach der Impfung alle sechs bis acht Stunden (über einen ganzen Tag hinweg) Paracetamol, die andere Hälfte nicht. Nach der ersten Impfung hatten 42 Prozent der Kinder, welche den Fiebersenker bekamen, kurzfristig Fieber über 38 Grad Celsius, nach der zweiten Impfung 36 Prozent. Das war deutlich weniger häufig als in der Kontrollgruppe ohne Paracetamol (66 bzw. 58 Prozent).

Einfluss auf Entstehung von Antikörpern

Allerdings zeigte sich unter der fiebersenkenden Prophylaxe ein negativer Einfluss auf die Entstehung von Antikörpern und somit auf den Effekt der Impfungen. Sowohl gegen Pneumokokken als auch gegen Haemophilus influenzae-, Diphtherie-, Tetanus- und Keuchhusten-Erreger gab es nach der ersten Impfung eine geringere Antikörperbildung. Das hielt sich auch nach der zweiten Impfung bei den "Paracetamol-Kindern" zumindest beim Schutz gegen Tetanus und Pneumokokken.

Die Autoren unter Roman Prymula: "Die prophylaktische Gabe von fiebersenkenden Mitteln bei Impfungen sollte nicht mehr routinemäßig empfohlen werden, wenn man nicht Nutzen und Risiken sorgfältig abwägt." An sich wird Eltern in Österreich bestenfalls empfohlen, für den Fall des Falles - nämlich einer plötzlich hohen "Fieberzacke" nach einer Impfung bei einem Kind - Paracetamol in der richtigen Dosierung zu Hause zu haben. Fieberreaktionen auf Immunisierungen bei Babys und Kleinkindern sind in den meisten Fällen kurz und harmlos.

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