Brustkrebs - Tumor-verkleinernde Medikamente

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Wissenschafter und Mediziner setzen große Hoffnungen in den Einsatz von karzinomverkleinernden Medikamenten bei Brustkrebs-Therapien. Ergebnisse umfassender Untersuchungen weisen auf verbesserte Überlebenschancen hin, vor allem für Risikopatienten, teilte der Wiener Chirurg Michael Gnant (MedUni Wien), Präsident der österreichischen Studiengruppe für Brust- und Darmkrebs (ABCSG), bei einem Pressegespräch in Wien mit. Zudem werde die Notwendigkeit von Brustamputationen verringert.

Die abgeschlossene ABCSG-24 Studie zu diesem Thema liefere vielversprechende Daten, so Gnant. Diese werden am 23. September beim europäischen Krebskongress in Berlin vorgestellt. Wichtig sei, dass durch das Behandlungskonzept nun individuelle Therapien ganz auf die Patientinnen abgestimmt möglich seien. Hormon- und immunabhängige oder von beiden Faktoren unbeeinflusste Tumore könnte je nach Ausgangslage unterschiedlich behandelt werden.

Von Vorteil sei die beobachtbare Wirkung auf ein Mammakarzinom und die dadurch mögliche Abwandlungen einer Therapie, betonten die Vertreter der ABCSG. Beim bloßen Wegschneiden von bösartigem Gewebe habe man danach bisher "ins Blinde" therapieren müssen. Was gegen welche Krebszelle am besten wirke, habe nach Statistiken entschieden werden müssen. Nun könne man wie bei einem "Puzzle" wirksame Behandlungs-Einzelteile kombinieren und den Erfolg früher analysieren.

Größte Gefahr durch Mikrometastasen

Grundprinzip der neuen Therapiemöglichkeit ist die Abtötung von Tumorzellen durch Medikamente. Diese sorgen dafür sorge, dass Karzinome schrumpfen oder verschwinden und nachfolgende OP-Eingriffe weniger invasiv seien, so Gnant. Positive Effekte seien aber vor allem langfristig bei der Bildung von Metastasen erkennbar. Sogenannte Mikrometastasen, die sich als "Schläferzellen" relativ früh im Knochenmark absetzen, stellen bei Brustkrebserkrankungen heute die größte Gefahr da. Sie könne nach Jahren unheilbare Folgeerkrankungen hervorrufen.

Nach Abschluss der ABCSG-24 Studie, in die mehr als 700 österreichische Mediziner eingebunden waren, ist am Dienstag die Folgeuntersuchung ABCSG-34 mit 520 Probanden gestartet. Getestet werden soll die Wirkung des Medikaments Sunitinib, ein Tyrosinkinase-Hemmer, in Kombination mit einer Chemotherapie. Das Arzneimittel blockiert jene Moleküle, die für das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen verantwortlich sind. Der Tumor wird im Idealfall von den Blutgefäßen isoliert und ausgehungert. Bei Nierenkrebs wird Sunitinib bereits erfolgreich eingesetzt.

Etwa 5.100 Frauen werden heuer mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert, rund 1.200 Patientinnen werden sterben. Bei vielen der Todesopfers sei der erste Brustkrebs bereits vor zehn Jahren aufgetreten, hoben die Experten die Spätfolgen von Metastasen hervor. Durch Therapie-Fortschritte sei die Überlebensrate in den vergangenen 20 bis 25 Jahren um 15 bis 20 Prozent gestiegen.

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