Bedarf an Psychotherapie weiter nicht gedeckt

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Jeder vierte Österreicher hat das Risiko, zumindest einmal in seinem Leben an einer psychischen Störung zu erkranken - trotzdem gebe es diesbezüglich noch "gravierende Versorgungsprobleme", erklärte der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) am 9. Oktober anlässlich des morgigen internationalen "Welttag der seelischen Gesundheit".

Psychische Erkrankungen seien mittlerweile Hauptgründe für Krankenstände und Invaliditätspensionen. Laut den Psychotherapeuten erreicht Österreich einen Versorgungsgrad von gerade einmal 0,5 Prozent der Bevölkerung; bei den Kindern und Jugendlichen sind es etwa 0,3 Prozent: "Der Bedarf liegt laut internationaler Studien bei 2,1 bis 5 Prozent", hieß es. Psychische Erkrankungen seien mittlerweile bei Männern die zweithäufigste und bei Frauen die häufigste Ursache für eine Invaliditätspension - die diesbezüglich geschätzten Kosten belaufen sich laut Experten auf rund 2,8 Mrd. Euro. Auch habe Österreich laut einer aktuellen OECD-Studie "weltweit die sechsthöchste Selbstmordrate unter den 15- bis 19-Jährigen".

Die Krankenkassen hätten "den valorisierten Zuschuss zur psychotherapeutischen Behandlung seit 1992 bei 21,80 Euro eingefroren": Die reine Indexanpassung würde heute bereits 31,40 Euro betragen. Weiters seien die Kontingente für "Psychotherapie auf Krankenschein" oft bereits in der ersten Jahreshälfte ausgeschöpft. Auch der Berufsverband der österreichischen Psychologen (BÖP) betonte die kritische Versorgungssituation und wiederholte seine zentrale Forderung nach einer Refundierung durch die Krankenkassen auch für die psychologische Behandlung, nicht nur für die Diagnostik.

Die Österreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) sprach sich anlässlich des Welttages für einen niederschwelligen, wohnortnahen Zugang zum Gesundheitssystem auch für psychisch Erkrankte sowie eine "ganzheitliche Sichtweise und eine kontinuierliche, auf Vertrauen aufbauende Betreuung" aus.

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