Alkoholkonsum könnte Polyarthritis bremsen

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Mäßiger Alkoholkonsum könnte das Fortschreiten der Gelenkkrankheit Polyarthritis bremsen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Genfer Forschern. Trotzdem raten die Wissenschafter abstinenten Patienten nicht, nun mit dem Trinken anzufangen.

Rund 70.000 Menschen in der Schweiz leiden an rheumatoider Arthritis, wie die Polyarthritis auch genannt wird. Chronische Entzündungen führen bei den Betroffenen dazu, dass Gelenke etwa in Fingern, Händen, Füssen oder Knien anschwellen und steif werden. Die Krankheit entwickelt sich, häufig schubweise, über Jahrzehnte.

Ein Forschungsteam um Axel Finckh vom Universitätsspital Genf untersuchte 2.908 Menschen mit der Krankheit. Über einen Zeitraum von durchschnittlich vier Jahren befragten die Forscher die Patienten zu ihrem Alkoholkonsum und röntgten in regelmäßigen Abständen ihre Hand- und Fußgelenke.

Gelegentlicher Alkoholkonsum positiv

Das Resultat: Verglichen mit Nichttrinkern schritt die Krankheit bei Menschen, die gelegentlich oder täglich Alkohol konsumierten, langsamer voran. Die Gelenke von starken Trinkern dagegen bauten sich deutlich rascher ab als jene von Nichttrinkern, wie die Forscher im Fachmagazin "Arthritis & Rheumatism" berichten.

Der Unterschied zwischen Nichttrinkern und moderaten Trinkern ist laut den Forschern zu subtil, um im Alltag anhand der Symptome oder der Behinderungen erkennbar zu sein. Verlangsame sich das Fortschreiten der Krankheit aber über Jahrzehnte, könne die Differenz wichtig werden.

Die Resultate kommen nicht ganz überraschend: Einige frühere Studien hatten bei Versuchstieren und Menschen bereits Hinweise darauf gefunden, dass Alkoholkonsum das Risiko für Polyarthritis senkt. Forscher vermuten, dass geringe Alkoholmengen entzündungshemmend wirken, große Mengen dagegen Entzündungen fördern.

Unterschiede bei Männern und Frauen

Eine Überraschung erwartete die Genfer Forscher, als sie die Daten in ihrer Studie getrennt nach Geschlechtern auswerteten. Während bei trinkenden Männern der Gelenkverschleiß klar abnahm, war zwischen abstinenten und Alkohol konsumierenden Frauen kein signifikanter Unterschied sichtbar.

Die Gründe dafür sind unklar. Laut Finckh und seinen Kollegen könnte eine Erklärung darin liegen, dass mehr Männer (27 Prozent) als Frauen (14 Prozent) täglich Alkohol trinken. Genau bei dieser Studiengruppe sei der schützende Effekt des Alkohols am ausgeprägtesten gewesen, schreiben die Forscher.

Wie Finckh gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte, kommt es aber nicht infrage, alkoholabstinente Arthritis-Patienten nun zum Trinken zu ermutigen. Es gelte, die Risiken von starkem Konsum zu berücksichtigen. Andererseits sollten Ärzte vielleicht Patienten mit geringem oder mäßigem Alkoholkonsum nicht zum Aufhören raten.

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