Landmedizin wird zunehmend unattraktiv

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Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) warnt davor, dass die Versorgung durch die "Landmedizin" wegbricht. Der Beruf Landarzt werde zusehends unattraktiv, hieß es bei einer Pressekonferenz

"Uns geht es heute nicht darum, x Hausapotheken mehr zu haben. Uns geht es darum, dass die Versorgung funktioniert", sagte Otto Pjeta, selbst Landarzt in Oberösterreich und Leiter des Medikamentenreferates der ÖÄK.

Traditionell - auch wegen der zum Teil weiten Transportwege - sind die niedergelassenen Kassenärzte auf dem Land für die medizinische Versorgung der Bevölkerung quasi ad personam zentraler Angelpunkt. Es geht um Medizin, Sicherstellung von Pflege, psychosoziale Betreuung und - regional unterschiedlich - auch um die Versorgung mit Arzneimitteln. Dies erfolgt auch über in Österreich rund etwa 935 ärztliche Hausapotheken.

Dieses Gesamt-Paket ist laut den Ärztevertretern zunehmend bedroht. Jörg Pruckner, Leiter des Referats für Landmedizin und Hausapotheken der ÖÄK: "Es ist keine Panikmache. Es ist schlimm. Der Schaden geschieht schleichend und zunehmend - und ist später nicht mehr gut zu machen."

Was bemängelt wird: Bei teilweise durch die Überalterung und Abwanderung der Bevölkerung immer "einsamer" werdenden Regionen werden Kassenarztposten genau dort zunehmend unattraktiv. Eine seit 2006 geltende gesetzliche Regelung über das Verhältnis von ärztlichen Hausapotheken zu öffentlichen Apotheken besagt, dass in einem Abstand von vier bis sechs (Straßen-)Kilometern zur nächsten öffentlichen Apotheke die ärztliche Hausapotheken nach Pensionierung des Arztes geschlossen werden müssen. Das senkt den Wert der Stelle. In mehreren Bundesländern konnten frei gewordene Hausarzt-Kassenstellen nur noch kaum oder nicht mehr nachbesetzt werden.

Pjeta: "Die Attraktivität der Landmedizin geht verloren." Würden Patienten bei ihrem Hausarzt keine Arzneimittel mehr bekommen, würden sie eben abwandern." Pruckner: "Da hat man dann einen 20-prozentigen Patientenverlust - da kann ich einpacken."

Viele Hausapotheken geschlossen

Im Gegensatz zu den Prognosen nach dem Beschluss der gesetzlichen Regelungen, als man offenbar nur von wenigen Hausapotheken-Schließungen ausging, sieht die Situation laut den Ärztevertretern schlecht aus: 31 ärztliche Hausapotheken seien in Österreich bereits geschlossen worden, 54 stünden davor. In der Steiermark seien 2009 bereits elf ärztliche Hausapotheken geschlossen worden, zwölf drohe dieses Schicksal, 13 weitere könnten bedroht sein.

In Oberösterreich hätten drei Hausapotheken schließen müssen, 18 seien akut gefährdet. In Salzburg wäre jede fünfte ärztliche Hausapotheke bedroht. Dort seien auch schon zwei Kassenplanstellen in kleinen Gemeinden gestrichen worden.

Apotheker verstehen Ärztekritik nicht

Die Apothekerkammer versteht die Kritik der Ärzte an der sukzessiven Verringerung der Hausapotheken am Land nicht. Auch ohne diese betreibe ein Mediziner seine Ordination weiter, knapp 97,5 Prozent aller 40.000 Ärzte würden ausschließlich von ihrer medizinischen Tätigkeit leben.

Bisher sei kein Fall bekanntgeworden, in der eine Landarztpraxis nicht nachbesetzt werden konnte, so die Pharmazeuten. Die Ärztekammer zeichne ein Szenario, das es in dieser Form nicht gebe.

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