Grippeimpfungen: Nachfrage in Bevölkerung groß

Teilen

Das Ansteigen der Erkrankungszahlen und die ersten schweren Fälle in Österreich haben die Bevölkerung offenbar motiviert: Beim Start der Impfaktion gegen Schweinegrippe in ganz Österreich am 9. November mangelte es nicht an Nachfrage. An manchen Verabreichungsstellen mussten längere Wartezeiten in Kauf genommen werden, wie eine APA-Umfrage wenige Stunden nach Impfbeginn zeigte. Bevorzugt ließen sich, wie von den Behörden vorgesehen, chronisch Kranke und Schwangere immunisieren.

In der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGGK) herrschte am Vormittag ein großer Ansturm. "Zwischen 600 und 700 Personen sind in die SGGK in der Stadt Salzburg gekommen. Es ist so ähnlich wie bei der normalen Grippe-Impfung: Da herrscht am Anfang auch ein großer Andrang, der dann abflaut", so Pressesprecherin Karin Hofer. Drei Ärzte seien im Einsatz. Kinder unter sechs Jahren würden in der SGKK nicht immunisiert, diese werden entweder am Salzburger Landeskrankenhaus oder im Krankenhaus Schwarzach am 11. November zwischen 9.00 und 12.00 Uhr geimpft.

Familien sind besorgt

Dass gerade bei dieser Gruppe die Aufregung groß ist, zeigte das Wochenende: Besorgte Familien hatten in Salzburg die Kinderambulanz gestürmt. Durch die Angst vor H1N1 wurden am Wochenende rund 180 Kinder behandelt - das sind doppelt so viele wie an einem normalen Wochenende, aber ungefähr so viele wie zu Spitzenzeiten im Jänner und Februar, hieß es in der Pressestelle der Landeskliniken auf Anfrage der APA. Jener 41-jährige Bayer, der seit eineinhalb Wochen mit Schweinegrippe auf der Intensivstation des Landeskrankenhauses Salzburg liegt, befindet sich weiterhin im Tiefschlaf. Am Wochenende hatte sich die Situation etwas verschlechtert und war kritisch, sein Zustand hat sich aber wieder etwas verbessert.

In Kärnten wurden bisher 931 Menschen gegen Schweinegrippe geimpft. "Das betrifft hauptsächlich im Gesundheitsbereich tätige Personen, die bis Freitagnachmittag in der Impfdatenbank erfasst wurden", erklärte Elisabeth Oberleitner von der Landessanitätsdirektion gegenüber der APA. Die Beteiligung des Gesundheitspersonals liege derzeit bei fünf bis zehn Prozent.

Wie stark der Andrang der Bevölkerung sei, könne man noch nicht sagen, da die Impfzentren in den Bezirksstädten unterschiedliche Öffnungszeiten hätten. "Die Nachfrage ist groß, hauptsächlich fragen chronisch Kranke oder ältere Menschen nach der A(H1N1)-Immunisierung", sagte Oberleitner. Das Gesundheitsamt Klagenfurt hat aufgrund der regen Nachfrage die Zeiten, in denen man sich impfen lassen kann, um zwei Stunden täglich verlängert. "Im elektronischen Meldesystem sind aktuell 44 Schweinegrippe-Erkrankungen registriert, außerdem gibt es zwei Verdachtsfälle", so Oberleitner. Schwere Krankheitsverläufe seien ihr aber nicht bekannt, alle Personen befinden oder befanden sich in häuslicher Pflege.

Geringer als erwartet war das Interesse in der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse in Linz, wo sich bis zum späten Vormittag rund 120 Impfwillige einfanden. Trotz des überschaubaren Andrangs mussten die Patienten längere Wartezeiten in Kauf nehmen, einige reagierten ungehalten. Grund für die Verzögerungen war laut Maria Hackl von der kaufmännischen Leitung der GKK-Fachambulatorien, dass sich vor allem Kinder, ältere Leute und chronisch Kranke impfen lassen wollten. Daher seien längere Aufklärungsgespräche nötig, die man aus Gründen des Patientenschutzes mit jedem Betroffenen einzeln führen müsse. Das nehme Zeit in Anspruch.

Insgesamt gibt es in Oberösterreich 38 Stellen, an denen man sich gegen die Schweinegrippe impfen lassen kann. Bisher sind im Bundesland 120 Krankheitsfälle bestätigt. Bei 29 weiteren Personen muss der Verdacht noch abgeklärt werden, erklärte Landessanitätsdirektor Stefan Meusburger am Vormittag in APA-Gespräch.

In Krems ließen sich zwischen 8.00 und 10.30 Uhr rund 90 Personen impfen, so der niederösterreichische Landessanitätsdirektor Alfred de Martin zur Situation in seinem Bundesland. Es hätten sich ein paar Kinder und sonst Personen über 50 Jahre eingefunden - "keine Schwangeren und keiner, der in die Risikogruppe fällt". Mit heutigem Stand seien 134 Menschen in Niederösterreich an Schweinegrippe erkrankt, 126 Verdachtsfälle liegen vor. Laut de Martin verlaufen die Krankheitsfälle ohne Komplikationen.

Andrang bei Kinderärzten in Tirol

Noch keinen genauen Überblick hat man über die Impfwilligen in Tirol: Da es anstatt Impfzentren eine "dezentrale Impfaktion" bei allen Haus- und Kinderärzten gebe, lägen es noch keine gesicherte Aussage über die Nachfrage und Impfteilnahme vor, hieß es beim Land. "Bei den Kinderärzten herrscht ziemlich viel Andrang, die Wartelisten sind sehr lang", teilte Landessanitätsdirektor Christoph Neuner nach den telefonischen Voranmeldungen mit.

Beim Gesundheitspersonals sei der Zulauf für die Schweinegrippe-Impfung "mäßig". Zwischen zehn und 20 Prozent sei die Beteiligung in Tirol, sagte Neuner. Innerhalb des Landeskrankenhaus Innsbruck soll der Immunisierungsgrad nach internen Angaben bei rund 80 Prozent liegen. Am Montag waren in Tirol 234 Schweinegrippefälle bekannt.

In den steirischen Impfstellen war der Andrang der Risikogruppen am Montag unterschiedlich groß: Während sich in der Landessanitätsdirektion in den ersten Stunde rund 40 Personen die Injektion verabreichen ließen und sich die Zahl der Impfwilligen am Vormittag auf insgesamt rund 250 erhöhte, war der Zustrom im Magistrat Graz mit rund 30 Geimpften pro Stunde etwas geringer.

In den anderen Bezirkshauptmannschaften sind die Spritzen zu unterschiedlichen Zeiten zu bekommen: Im Bezirk Murau fanden sich zum Beispiel am 9. November bereits rund 60 Personen, vorwiegend Kinder und Menschen mittleren Alters ein, um sich impfen zu lassen. In der Landessanitätsdirektion seien vor allem Eltern mit ihren Kindern, chronisch Kranke sowie Reisende gekommen, um sich eine Vakzine "Celvapan" verabreichen zu lassen.

Auch in Vorarlberg war der Andrang in den Arztpraxen sehr unterschiedlich. Während sich in einigen Ordinationen zwischen 90 und 200 Personen angemeldet hatten, gab es in anderen vorerst nur viele Anfragen. Laut dem Impfarzt Axel Stöckl aus Hard (Bezirk Bregenz) kommen Personen "quer durch den Gemüsegarten, teilweise ganze Familien". Die Medienberichte verängstigten viele, erklärte er. "Jene, die wirklich zur Impfung gehen sollten, tun es eher nicht", stellte der Mediziner fest.

Der Rat der Gesundheitsbehörden, sich telefonisch anzumelden und zu informieren, erwies sich am Montag für Interessierte teilweise schwer umsetzbar. Für ständig besetzte Telefone sorgten die Anfragen etwa beim für den Sprengel Hofsteig (Bezirk Bregenz) zuständigen Impfarzt Michael Tonko, wo die Impfungen erst am Donnerstag losgehen sollen. Mit 90 Anmeldungen und zahlreichen Anfragen verzeichnete man auch in Schwarzenberg (Bregenzerwald) beim Impfarzt Thomas Hollenstein "relativ viele".

In Wien wird an insgesamt 21 Orten zur Nadel gegriffen. In den insgesamt fünf Impfstellen der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) wurden bis Mittag rund 1.500 Menschen gezählt. Warteschlangen bildeten sich ab 7.00 Uhr im Gesundheitszentrum-Süd der WGKK: Neben Pensionisten waren auch zahlreiche jüngere Menschen erschienen.

Jene private Wiener Volksschule, die nach der Erkrankung von Kindern an Schweinegrippe geschlossen wurde, wird - so wie ursprünglich angekündigt - diese Woche nicht mehr ihre Pforten öffnen. "Es wird dabei bleiben, dass die Sperre bis Freitag dauert", sagte die Direktorin, Anna Draskovits, am Montag im Gespräch mit der APA. Derzeit, so berichtete sie, seien es drei eindeutig bestätigte Fälle. Sie verlaufen laut Draskovits komplikationsfrei. Die Schließung der Schule solle die Ausbreitung der Krankheit unterbrechen.

Im Burgenland wird mit der Impfung von Risikopersonen erst am Montagnachmittag begonnen. Bis Mittag war indes kein schwerer Fall von Schweinegrippe bekannt. Insgesamt gibt es bisher 47 Erkrankungen (Stand vom Freitag), "und sollen es drei oder vier Neuinfektionen über das Wochenende gewesen sein", erklärte Christian Frasz, Sprecher des zuständigen Landrats Peter Rezar auf Anfrage der APA. "Der Vorteil ist, dass der Krankheitsverlauf wirklich harmlos ist, harmloser als bei der normalen Influenza." Nicht ein einziger H1N1-Infizierter im Burgenland werde bisher stationär behandelt. Menschen in Gesundheitsberufen werden seit einer Woche geimpft. "Da liegt die Durchimpfungsrate derzeit bei 17 Prozent."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo