Anonymes Meldesystem für mehr Patientensicherheit

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In Zukunft soll im österreichischen Gesundheitswesen offener mit Fehlern umgegangen werden: Das Melde- und Lernsystem CIRS (Critical Incident Reporting System) startet bundesweit in eine einjährige Pilotphase.

Ab sofort können Angehörige in Gesundheitsberufen auf der Webseite http://www.cirsmedical.at anonym kritische und vermeidbare Zwischenfälle öffentlich dokumentieren. Damit soll zur Patientensicherheit und zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beigetragen werden. Die Webseite ist öffentlich einsehbar.

"Es geht nicht darum, Sündenböcke zu produzieren", betonte Gesundheitsminister Alois Stöger bei der Präsentation. Vielmehr soll aus den im CIRS geschilderten Fehlern und Ereignissen gelernt werden. Geplant und initiiert wurde das Projekt von der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium. Das Meldesystem hätte bereits im Mai eingeführt werden sollen. Die Verspätung begründete ÖÄK-Präsident Walter Dorner: "Gute Arbeit braucht seine Zeit."

CIRS funktioniert über ein datengeschütztes, gesichertes Internetportal, wo Beobachtungen und Fehlermeldungen anonym festgehalten werden. Meldungen, die generelle Beschwerden, Beschimpfungen, pauschale Systemkritik oder Berichte vom Hörensagen enthalten, werden gelöscht. Die eingegangenen Berichte werden mit Lösungsvorschlägen von Experten versehen und sind auf der Webseite einsehbar. In Folge hat der Leser auch die Möglichkeit, zum Thema einen Kommentar abzugeben.

"CIRS-Mitarbeiter sind weisungsfrei"

Die eingegangenen Meldungen werden von der ÖQMed bearbeitet - das ist eine Gesellschaft, die unter der Kontrolle der ÖÄK steht. Das brachte dem Projekt im Vorfeld Kritik ein. Doch Dorner beschwichtigte und betonte die Unabhängigkeit des Systems: "Die Mitarbeiterin, die für CIRS zuständig ist, wurde weisungsfrei gestellt." Weiters wurde betonte, dass CIRS keinesfalls den Aufbau eines lokalen Risikomanagements ersetze. "Die Systeme sollen nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen", erklärte Eva-Maria Baumer, Geschäftsbereichsleiterin des Bundesinstituts für Qualität im Gesundheitswesen (BIQG), das in die Entwicklung des Projekts eingebunden war.

Unterstützt wird CIRS auch von der Patientenanwaltschaft. Laut Kärntner Patientenanwalt Erwin Kalbhenn könnte das Meldesystem ein "Quantensprung" in Sachen Patientensicherheit und Qualität in der Versorgung sein, wenn man es richtig angehe. Theoretisch können auch Patienten auf der Internetplattform Kritik üben und von kritischen Zwischenfällen berichten. Doch dafür sei CIRS (noch) nicht gedacht. Dorner rät, sich bei Beschwerden an die Patientenanwaltschaft zu wenden.

Die Kosten für das Meldesystem werden während der Pilotphase von der ÖÄK übernommen, die begleitende Evaluierung und Qualitätssicherung durch das BIQG werden vom Gesundheitsministerium finanziert. Nach einen Jahr wird das Projekt evaluiert, bei Erfolg sei es laut Baumer eine "politische Entscheidung" ob es weitergeführt werde. In zwei Nachbarländern, Deutschland und Schweiz, wird CIRS bereits eingesetzt.

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