507 neue HIV-Infektionen im Jahr 2009

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Vergangenes Jahr wurden in Österreich 507 neue HIV-Infektion erfasst. Geschätzte 9.000 Österreicher leben derzeit mit Aids/HIV. Ein Drittel der Betroffenen kommt erst sehr spät zum Arzt, zur Untersuchung und zu einer allfälligen Therapie. Das bedeutet auch, dass Kontaktpersonen lang einem Infektionsrisiko ausgesetzt sind. So lautet das Fazit der HIV-Jahresbilanz des Instituts für Virologie in Wien.

"Daher besteht auch nach wie vor der Bedarf, bei der Bevölkerung ein besseres Risikobewusstsein bezüglich HIV zu wecken", fordern jetzt die Fachleute des Instituts in ihrem "Update" zur Immunschwächekrankheit im Jahr 2009.

Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl: "Die Summe der Neuinfektionen, die wir an dieser Stelle jährlich angeben, scheint zwar auf den ersten Blick auf eine höhere Anzahl hinzuweisen, aber man muss bedenken, dass die Personen, die die sogenannte Dunkelziffer ausmachen und sich ihrer Infektion nicht bewusst sind, bei Fortschreiten der Erkrankung dann einige Jahre später in den Neudiagnosen aufscheinen. Bis zu ein Drittel aller neu diagnostizierten HIV-Positiven waren nämlich sogenannte 'late presenters', das heißt Patienten, die erst im Spätstadium der Infektion als HIV-positiv erkannt werden."

Das Problem: In Österreich wird die Diagnose HIV oft über sogenannte Indikatorerkrankungen gestellt, die erst bei einem massiv beeinträchtigten Immunsystem und bei einer bereits stark reduzierten Zahl an T-Helferzellen im Blut (weniger als 200 CD4-positive Zellen unter 200 pro Mikroliter Blut, Anm.) auftreten. Dazu gehören unter anderem verschiedene, sonst seltene, Infektionen mit Pilzen oder Parasiten.

Die Experten: "Daher besteht auch nach wie vor der Bedarf, bei der Bevölkerung ein besseres Risikobewusstsein bezüglich HIV zu wecken. Auch sollte man die Symptome einer frischen Infektion mit HIV nicht übersehen und z.B. bei unklaren Exanthemen (Hautausschlägen/Rötungen, Anm.) und/oder Lymphknotenschwellungen (...) immer auch eine HIV-Infektion abklären. Frühdiagnose und frühzeitige Behandlung erhöhen die Lebenserwartung der Patienten heute beträchtlich."

Zahl der Neuerkrankungen stabil

International sei der Höhepunkt der jährlichen HIV-Neuinfektionsraten offenbar bereits vor einigen Jahren überschritten worden, stellen die Wiener Virologen fest. Während im Jahr 1996 geschätzte 3,5 Millionen Menschen neu mit HIV infiziert worden waren, seien es im Jahr 2008 mit 2,7 Millionen Personen bereits um ca. 30 Prozent weniger.

Die Fachleute: "Die Berechnungen von UNAIDS zeigen, dass es offenbar seit 1996 zu einer kontinuierlichen, langsamen Abnahme der Neuinfektionen gekommen ist. Obwohl das ein klar positives Signal ist, werden weltweit immer noch ca. 7.400 Personen täglich neu mit HIV infiziert, zwischen 31 und 35 Millionen Menschen leben mit dem Virus, und etwa zwei Millionen Menschen sind 2008 an AIDS verstorben."

Im Fokus der internationalen Gesundheitsorganisationen stehe immer mehr die Bemühung, den Patienten weltweit eine spezifische antivirale Therapie zukommen zu lassen. Laut UNAIDS erhalten derzeit ca. vier Millionen Menschen in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen eine spezifische Behandlung ihrer HIV-Infektion, was eine zehnfache Steigerung der Behandelten innerhalb der vergangenen fünf Jahre bedeute. Fast zehn Millionen HIV-infizierte Menschen haben allerdings noch keinen Zugang zu Therapien.

Die Entwicklung der HIV-Epidemie unterscheidet sich in den verschiedenen Ländern und geografischen Regionen. Die höchsten HIV-Prävalenzen gibt es bei Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren in den südafrikanischen Staaten Swasiland und Botswana mit mehr als 25 Prozent. In Swaziland ist die durchschnittliche Lebenserwartung seit 1990 auf 37 Jahre gesunken.

Österreich ist nicht weit entfernt von einem Brennpunkt der HIV-Problematik. Die Fachleute: "Die deutlichsten Anstiege der HIV-Epidemie aber verzeichnen in den letzten Jahren Osteuropa und Zentralasien, wo derzeit etwa 1,5 Millionen infizierte Personen leben. Verglichen mit 2001, als es noch 900.000 Infizierte gab, ist das ein Anstieg um 66 Prozent. Von allen europäischen Ländern ist die Ukraine am stärksten betroffen."

An sich ist die Zahl der bestätigten Neuinfektionen mit HIV in Österreich in den vergangenen Jahren in etwa stabil geblieben. Hier die Daten in ausgewählten Jahren und die Zahl der bestätigten Aids-Erkrankungen:

- 1985: 29 Neuerkrankungen (820 bestätigte Infektionen)

- 1993: 238 Neuerkrankungen (Spitzenwert) bei 561 neuen HIV-Diagnosen

- 2003: 52 Aids-Erkrankungen bei 442 neu bestätigten Infektionen

- 2009: 56 Erkrankungen gemeldet, 507 neu bestätigte Infektionen

Bis Ende Jänner 2010 wurden in Österreich 2.771 Aids-Erkrankungen registriert. 1.511 Patienten sind der Immunschwächekrankheit bisher erlegen.

Wien ist im Sommer dieses Jahres Schauplatz eines Großereignisses: Vom 18. bis 23. Juli findet in der Bundeshauptstadt die Welt-Aids-Konferenz ("AIDS 2010") statt. Erwartet werden rund 25.000 Teilnehmer.

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