Impfplan 2013

Österreich hat ein Impfproblem

12.02.2013

Neue Empfehlungen: Aufholjagd gegen Masern, Mumps und Keuchhusten.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty Images
Zur Vollversion des Artikels

Österreich hat ein Impfproblem. Zur Ausrottung der Masern müssten 95 Prozent der Menschen zweimal gegen die hoch ansteckende, gefährliche Erkrankung immunisiert sein. Doch bei Kindern und Jugendlichen liegt die Durchimpfungsrate bei der zweiten Impfung bei weit unter 80 Prozent. Grund genug für die Experten des Nationalen Impfgremiums, mit dem neuen Impfplan 2013 sozusagen Bevölkerung und Ärzten ernsthaft ins Gewissen zu reden. Vor allem geht es um eine Aufholjagd beim Impfschutz gegen Masern, Mumps und Keuchhusten.

Präventiv
"Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen", stellen die Experten in der Präambel des aktualisierten und rund 60 Seiten umfassenden Impfplans fest. "Die derzeitige epidemiologische Situation in Österreich erfordert vor allem Anstrengungen zur Reduktion des Erkrankungsrisikos an Keuchhusten, Masern und Mumps. Die fast jedes Jahr auch in Österreich auftretende Influenza Epidemie verursacht bis zu 1.000 Todesfälle im Jahr. Auch hier ist es ebenfalls notwendig, die Durchimpfungsrate zu erhöhen", beschreiben die Experten die offenbar nicht optimale Situation.

Aufklärung
Insgesamt seien Aufklärung der Menschen über die notwendigen Immunisierungen, Empfehlung und Vornahme von Impfungen eine wesentliche Aufgabe der Ärzteschaft: "Es ist eine ärztliche Verpflichtung, für einen ausreichenden Impfschutz der betreuten Personen (Patienten) zu sorgen und diese fachgerecht zu informieren. Dazu gehört, dass die Grundimmunisierungen bei Säuglingen und Kleinkindern rechtzeitig begonnen, nicht unnötig verzögert und zeitgerecht abgeschlossen werden."

"Darüber hinaus ist es notwendig, den Impfschutz durch notwendige Auffrischungsimpfungen in jedem Lebensalter sicherzustellen. Ein Abraten von Impfungen ohne Kontraindikation durch Ärzte ist ein Verstoß gegen die Prinzipien der Evidenz-basierten Medizin (Medizin auf der Basis wissenschaftlich erworbenen Wissens, Anm.)", wird auf die generelle Notwendigkeit der Immunisierung hingewiesen.

Schutz für Kinder
Ganz speziell wird auf die praktisch vorliegende Verpflichtung zum Schutz von Kindern vor vermeidbaren, ansteckenden Erkrankungen aufmerksam gemacht, denn "entsprechend der UN-Konvention vom 20. November 1989 (Kinderschutzkonvention, Anm.) haben Kinder das Recht auf beste Gesundheitsversorgung. Dazu gehört auch der Schutz vor Erkrankungen, die durch Impfung vermeidbar sind. Den Eltern obliegt es, die Schutzimpfungen bei ihren Kindern vornehmen zu lassen."
 

Die wichtigsten Änderungen, die mit dem diesjährigen Impfplan einhergehen:

- Intensivierung der Masern-Mumps-Röteln-Impfung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ja zur Elimination dieser Erkrankungen aufgerufen.

- Nicht ausreichend geschützte Personen sollen jetzt die Vakzine (MMR) bis zum Alter von 45 Jahren gratis zur Verfügung gestellt werden.

- Ab dem 19. Lebensjahr eine Auffrischungsimpfung mit Pertussis-Impfstoff (Keuchhusten) jeweils mit der Kombinationsvakzine erfolgen, die auch die Diphtherie und Polio umfasst, dies alle zehn Jahre. Ab dem 60. Lebensjahr sollte das alle fünf Jahre geschehen. Wenn jemand bei einer Verletzung (Unfallchirurgie etc.) gegen Tetanus "aufgefrischt" wird, sollte ebenfalls der Dreifach-Impfstoff verwendet werden.
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel