Lebensretter

Hunde erschnüffeln Lungenkrebs

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In Pilotprojekt erkannten Vierbeiner 70 Prozent der Tumorpatienten an Atemluft.

Dass Hunde als die besten Freunde des Menschen gelten, ist nicht neu. Nun sollen die Vierbeiner wieder einmal dabei helfen, Menschen das Leben zu retten - allerdings nicht als Lawinenspür- oder Suchhunde, sondern durch das Erschnüffeln von Lungenkrebs. Ein Grundlagenforschungsprojekt von Medizinern aus Wien und Niederösterreich, das von der NÖ Forschungs- und Bildungsges.m.b.H. gefördert wird, versucht mithilfe der Tiere eine Screening-Methode zur Früherkennung von Lungenkrebs zu entwickeln, wie am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Krems erläutert wurde.

Atemluftproben
In einem bereits abgeschlossenen Pilotprojekt habe man erkannt, "dass Hunde interessanterweise kein Problem haben, Tumorpatienten zu identifizieren", stellte Primar Peter Errhalt, Vorstand der Abteilung Pneumologie am Landesklinikum Krems und einer der Hauptverantwortlichen für das Vorhaben, fest. Im Pilotprojekt habe man von Hunden und elektronischen Geräten 120 Atemluftproben untersuchen lassen, die 70-prozentige Trefferquote der Hunde sei so "ermutigend" gewesen, dass man nun eine größere Versuchsreihe mit 1.200 gesunden und kranken Probanden starte.

Von diesen werden jeweils zwei Atemproben genommen, die zum einen von den speziell trainierten Vierbeinern und zum anderen von einer Maschine untersucht werden. Schon jetzt weiß man, dass Hunde - anders als die Geräte - kein Problem damit haben, die "Nebengerüche" etwa von verschiedenen Krankenhäusern herauszufiltern bzw. auszublenden. Man wolle jetzt herausfinden, was die Hunde überhaupt riechen und welche Gerüche andere Erkrankungen in der Atemluft haben. Ergebnisse der Studie werden in etwa zwei Jahren erwartet.

Krebs erschnüffeln
Langfristig gesehen sei es das Ziel, von den Hunden mit ihren zehn Millionen Riechzellen zu lernen, wie das Erschnüffeln von Krebs funktioniert, damit man es mit einer "elektronischen Nase" nachahmen könne, sagte Primar Michael R. Müller vom Otto Wagner Spital in Wien. So soll eine Screening-Methode entwickelt werden, mit der man Lungenkrebs bereits im Frühstadium erkennen kann. Eine solche gibt es nämlich derzeit nicht - bei der Computertomografie seien die Ansätze beispielsweise in frühen Krankheitsstadien noch nicht erkennbar, andere Methoden seien zu aufwendig und kostspielig (Eingriffe unter Narkose), um sie flächendeckend zur Früherkennung anwenden zu können. Somit wird die Krankheit oft erst in fortgeschrittenem Stadium bemerkt, wo nur mehr 30 Prozent der Patienten operabel sind. Im Durchschnitt überleben nur 15 von 100 Patienten Lungenkrebs, bei Erkennung im Frühstadium werden dagegen 90 Prozent wieder gesund, erklärte Müller.

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