Bei Ratten

Genmais löst Krebsarten aus

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Diskussion über die Zulassung von Genpflanzen in der EU angeheizt.

Eine Untersuchung über die Folgen von gentechnisch verändertem Mais auf Ratten hat eine Diskussion über die Zulassung von Genpflanzen in der EU ausgelöst. Einer am Mittwoch veröffentlichten Studie französischer Forscher zufolge sterben mit Genmais gefütterte Ratten jünger und erkranken deutlich häufiger an Krebs als Tiere, die herkömmliche Nahrung erhalten. Die EU-Kommission kündigte an, Konsequenzen zu prüfen.

Der Verfasser der in der Fachzeitschrift "Food and Chemical Toxicology" veröffentlichten Studie, Gilles-Eric Seralini von der Universität Caen, nannte seine Forschungsergebnisse "alarmierend". Die Arbeitsgruppe des Experten für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Nahrungsmitteln beobachteten 200 Ratten über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Eine Gruppe von Nagern wurde mit unbehandeltem Genmais der Sorte NK603 gefüttert. Der Mais des US-Agrar-Riesen Monsanto ist in der EU nicht zum Anbau, jedoch zur Verwendung in Tierfutter und Lebensmitteln zugelassen. Eine zweite Tiergruppe erhielt NK603-Mais, der zuvor mit dem Pestizid Roundup behandelt wurde. Eine dritte Gruppe erhielt herkömmlichen Mais, der ebenfalls mit Roundup besprüht wurde.

Das Ergebnis der Studie: Die mit Genmais gefütterten Ratten starben deutlich früher. 17 Monate nach Beginn der Untersuchung seien von den mit Genmais gefütterten Ratten fünfmal mehr Tiere tot gewesen als in der Vergleichsgruppe, erläuterte Seralini seine Ergebnisse. Die meisten Weibchen erkrankten der Studie zufolge an Brustkrebs, die Männchen häufig an Haut- oder Nierentumoren.

"Diese Ergebnisse beweisen, dass Gentechnik-Pflanzen toxisch sein können", warnte die Gentechnik-Expertin Mute Schimpf von der Umweltorganisation Friends of the Earth Europe. Die EU-Kommission müsse angesichts der "alarmierenden Gesundheitsgefahr" die Kriterien für die Risikobewertung von Genpflanzen erneuern.

Während die französischen Forscher nun die langfristigen Folgen von Genmais untersuchten, werden gentechnisch veränderte Pflanzen bisher in der Regel lediglich über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen getestet, wie ein Sprecher der EU-Kommission sagte. Die Brüsseler Institution beauftragte nun die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) damit, die Ergebnisse der neuen Studie zu prüfen. Wenn diese neue wissenschaftliche Erkenntnisse erbringe, werde die EU-Kommission Konsequenzen ziehen, sagte der Sprecher.

Die liberale französische Europaabgeordnete Corine Lepage forderte die Kommission auf, in einem ersten Schritt die Zulassung der in der Untersuchung eingesetzten Maissorte NK603 auszusetzen. Zudem müssten die Auswirkungen anderer erlaubter Genpflanzen ebenfalls in Untersuchungen über einen Zeitraum von zwei Jahren geprüft werden.

In der Europäischen Union sind der Genmais MON810 von Monsanto und die Kartoffel Amflora des deutschen Unternehmens BASF für den Anbau zugelassen. Weitere Genpflanzen sind zur Verarbeitung in Futter- und Lebensmitteln erlaubt.

Der französische Grünen-EU-Abgeordnete Jose Bove rief die EU-Kommission auf, die Zulassungen von MON810 und Amflora aufzuheben und den Import von gentechnisch verändertem Mais und Soja zu stoppen. "Diese Studie zeigt endlich, dass der ganze Prozess für die Bewertung von GVO dringend überprüft werden muss", erklärte Bové.

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