Kinderunfälle

Experten vermissen Helm beim Rodeln

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Kopfverletzungen: Eltern unterschätzen Gefährdung beim Wintersport.

Beim Wintersport verletzen sich österreichweit jährlich rund 11.000 Kinder so schwer, dass sie ins Spital gebracht werden. Neben Prellungen, Verstauchungen und Brüchen stehen Kopfverletzungen ganz oben. Gerade die Gefahr für den Kopf würde von Eltern vor allem beim Rodeln unterschätzt, warnt die Grazer Organisation "Große schützen Kleine". Die Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft in Österreich lässt ihre Kundenbetreuer zu Beratern in Fragen der Kindersicherheit ausbilden, hieß es am Dienstag bei einem Pressegespräch in Graz.

Kopfverletzungen

An die 4.100 Kinder wurden in den vergangenen drei Wintern an der Grazer Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie behandelt - rund 660 hatten sich beim Wintersport verletzt. Wie eine Analyse zutage förderte, geschehen beim Rodeln im Vergleich zum Snowboarden und Skifahren zahlenmäßig zwar weniger Unfälle, die Verletzungen sind jedoch dramatischer: Während beim Skifahren und Snowboarden der Kopf zu rund 95 Prozent unversehrt blieb, traten bei nahezu jedem vierten Rodelunfall Kopfverletzungen auf. Eine mögliche Erklärung sehen die Grazer Experten bei der niedrigen Helmtragequote bei dieser Wintersportart.

 "Wie wir von unseren Studien wissen, tragen auf der Piste bereits rund 80 Prozent der Kinder bis 14 Jahre einen Wintersporthelm. Großen Nachholbedarf gibt es allerdings beim Rodeln", schilderte Michael Höllwarth, Emeritus an der Grazer Klinik und Präsident von "Große schützen Kleine". Nur sieben Prozent tragen einen Helm: "Hier gibt es in den letzten sechs Jahren überhaupt keine Entwicklung."

Rasant unterwegs
Gefährdet seien vor allem Kinder ab zehn Jahren: Sie sind rasanter unterwegs und bevorzugen oft Waldwege. Wegen der Gefahr des Abkommens von der Bahn, eines Sturzes in den Wald oder von Kollisionen mit festen Hindernissen sei der Helm auf alle Fälle anzuraten, so Höllwarth. Grundsätzlich gelte für Kinder bis 15, die mit ihrem Schlitten auf einer österreichischen Piste fahren, die Helmpflicht, wurde betont.

Mit rund 20 Prozent sei die Kopfverletzungsrate auch beim Eislaufen sehr hoch. Sie lag allerdings in den Jahren zuvor schon bei 35 Prozent. Hier sehen die Grazer Experten einen Zusammenhang mit der Zunahme an Helmträgern auf - immer noch bescheidene - 25 Prozent.

Einen neuen Weg bei der generellen Unfallprävention im Kindesalter geht die Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich Insurance Group: Sie lässt nunmehr - in Kooperation mit "Große schützen Kleine" - ihre Betreuer zu "Sicherheitsberatern" für Kunden mit Familie ausbilden. "Damit bieten wir unseren Kunden eine Serviceleistung, die es im Kombination mit Versicherungen noch nie gegeben hat", betonte Zurich-Vorstandsvorsitzender Gerhard Matschnig. Die Kooperation mit dem Grazer Verein sei vorerst auf drei Jahre ausgelegt, die Pilotausbildung werde noch im Frühjahr in der Steiermark starten.
 

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