Österreich

Aids: Weniger Neuinfektionen

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2013 wird die Zahl unter 500 sein. Frühe Diagnose ermöglicht bessere Therapie.

Die HIV-Neuinfektionen in Österreich sind wieder am Sinken. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2013 wurden 360 Neudiagnosen gestellt. Mittels Hochrechnung könnten die Neuinfektion bis Ende des Jahres noch auf 480 steigen, erklärte Dennis Beck, Obmann der Aids Hilfe Wien. Somit wäre die Zahl nach drei Jahren erstmals wieder unter 500, sagte Beck am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

 2010 wurden in Österreich 487 Neudiagnosen gestellt, 2011 waren es 525 und 2012 wurden 523 Neuinfektionen diagnostiziert. Für dieses Jahr wird somit ein Minus von 43 neuen Fällen erwartet, zeigte sich Beck erfreut. Etwa 57 Prozent aller Neudiagnosen entfallen auf die Ostregion. In Wien als Hochburg der Neuinfektionen werden laut Hochrechnung bis Ende des Jahres 275 neue Fälle erwartet (2012 waren es 331), in Niederösterreich 23 (2012: 22) und im Burgenland vier Fälle (2012: 5).

In den restlichen Bundesländern wird es bis auf die Steiermark und Kärnten allerdings einen Anstieg der Fälle geben, wie Zahlen der Virologie der MedUni Wien zeigen. In den südlichen Bundesländern wird die Zahl der Neuinfektionen gleich bleiben (Steiermark 59 Fälle, Kärnten 16 Fälle). Die stärksten Anstiege sind in Tirol (von 20 auf 33 Fälle) und in Vorarlberg (von sieben auf 20 Fälle) zu verzeichnen. In Oberösterreich wird es bis zum Ende des Jahres 41 Neuinfektionen geben (2012: 37) und in Salzburg 36 (2012: 26). In Österreich leben schätzungsweise 12.000 bis 15.000 Menschen mit dem HI-Virus.

Diagnose oft zu spät

Meist wird die Diagnose viel zu spät gestellt. "In den seltensten Fällen kommen die Menschen früh zu einem Arzt", sagte Norbert Vetter, HIV-/Aids-Experte am Otto-Wagner-Spital in Wien. Wenn der Patient bereits eine schlechte Immunologie hat, dann sei es umso schwerer, ein langes und normales Leben zu ermöglichen. Nach einer raschen Diagnose sei die Lebensqualität eines HIV-Infizierten sehr gut, die Medikamente müssten mittlerweile nur noch ein Mal am Tag genommen werden. Auch die Nebenwirkungen seien vernachlässigbar.

Ein junger Patient im Alter von 20 Jahren hat etwa mit einer schlechten immunologischen Situation lediglich eine Lebenserwartung von 52,4 Jahren, mit einer guten Immunologie kann er laut Statistik 70,4 Jahren alt werden. Bei einer frühen Diagnose kurz nach der Infektion, verbunden mit rechtzeitiger antiretroviraler Behandlung, sei eine annähernd gleich hohe Lebenserwartung in guter Lebensqualität wie bei Nicht-Infizierten zu erwarten, so Vetter.

Frühe Therapie
"Eine frühe Therapie ist nicht nur für die Gesundheit der Patienten sehr wichtig, sondern kann auch die Weitergabe der HIV-Infektion verhindern", sagte Vetter. "Jeder sollte seinen Status kennen", so Vetter und verwies auf die europaweiten HIV-Testwochen, die noch bis 29. November auch in Österreich stattfinden. Es wird geschätzt, dass in Europa etwa 2,3 Millionen HIV-positiv, sind, doch nur 30 bis 50 Prozent wissen über ihren Status Bescheid. Bei den Testwochen haben sich bisher 60 Österreicher auf den Virus testen lassen, sagte Aids Hilfe Wien Geschäftsführer, Philipp Dirnberger.

Mediziner Vetter berichtete außerdem von einem jungen Burschen, der nach dem Kontakt mit dem HI-Virus durch eine blutige Nadel nach nur wenigen Stunden zum Arzt ging und mit einer sofortigen antiretroviralen Therapie die Etablierung der Infektion verhindert hatte. Hinzu kam, dass der Mann, von dem der Bursche die blutige Spritze bekommen hatte, in Behandlung war. "Mit erfolgreicher Therapie sinkt die Virusbelastung unter die Nachweisgrenze und damit wird das Virus nicht an andere Personen weitergegeben." Es gebe einen Hinweis darauf, dass unmittelbar nach dem Kontakt mit dem HI-Virus eine prophylaktische Behandlung wirksam sei. Vetter: "Gott sei Dank ist der Bursch gleich zu einem Arzt gegangen." Am 1. Dezember findet zum 26. Mal der von UNAIDS ins Leben gerufene Welt-Aids-Tag statt.
 

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