Studie

Stammzellen können Herzen nicht reparieren

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Therapie bei Herzinfarkt lieferte enttäuschende Resultate.

Ärzte haben große Hoffnungen darauf gesetzt, dass Stammzellen nach einem Infarkt verletztes Herzgewebe regenerieren könnten. Doch die Therapie bringt nicht den gewünschten Erfolg, wie jetzt Züricher Kardiologen berichten. Womöglich sind die Stammzellen von Patienten in ihrer Funktion gestört.

Bei einem Herzinfarkt sterben Millionen von Herzzellen wegen Sauerstoffmangels, eine dauerhafte Herzschwäche ist die Folge. Ärzte hoffen, dass die Transplantation von wandelbaren Stammzellen aus dem Rückenmark ins Herz diese Schäden künftig heilen könnte.

Doch die Therapieerfolge damit waren bisher dürftig. Nun liefert auch die SWISS AMI-Studie - die erste Schweizer Stammzellstudie - enttäuschende Resultate, wie das Team um Roberto Corti vom Universitätsspital Zürich (USZ) vergangene Woche bei der Jahrestagung der American Heart Association in Los Angeles berichtete.

"Eigentlich hatten wir mit besseren Resultaten gerechnet", sagte Corti. Für die Studie wurden bei insgesamt 200 Patienten Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen. Dann wurden die Patienten in drei Gruppen aufgeteilt.

Eine erhielt fünf bis sieben Tage, die andere drei bis vier Wochen nach dem Herzinfarkt die Zellen ins betroffene Herzkranzgefäss gespritzt. Eine weitere Gruppe erhielt keine Stammzellen. Kurz nach dem Infarkt sowie vier und zwölf Monate später wurden Herzleistung und Infarktgröße mit einem Kernspintomogramm (MRI) gemessen.

Nach vier Monaten hatte sich die Herzleistung der Kontrollgruppe leicht verschlechtert, während sie sich bei der mit Stammzellen behandelten Gruppe leicht verbessert hatte. Die Wirkung der Zelltherapie sei jedoch mit zwei Prozent deutlich geringer als erhofft und statistisch nicht signifikant, schrieb das USZ jetzt in einer Aussendung.

Nur Patienten, bei denen das verschlossene Herzkranzgefäß sehr schnell wieder eröffnet werden konnte, zeigten einen nennenswerten Therapieerfolg. "Ob die Stammzellen die Herzerweiterung nach einem Infarkt verhindern können, können wir erst sagen, wenn wir die Daten der ersten zwölf Monate ausgewertet haben", sagte Thomas Lüscher, Direktor der Klinik für Kardiologie am USZ.

Die SWISS AMI-Studie wird vom USZ, dem Cardiocentro Ticino in Lugano, dem Inselspital Bern und dem Luzerner Kantonsspital gemeinsam durchgeführt. Woran die Stammzelltherapie scheitert, könnte eine weitere Schweizer Studie erklären. Philipp Jakob von der Uni Zürich und Ulf Landmesser vom USZ haben die Reparaturfähigkeit von Stammzellen untersucht, die entweder aus dem Knochenmark von Herzinfarktpatienten oder von gesunden Probanden stammten.

Diese injizierten die Forscher in das Infarktgebiet des Herzmuskels von Mäusen. Doch nur die gesunden Zellen konnten die Bildung neuer Gefäße anregen, was die Durchblutung des Herzmuskels und folglich die Herzfunktion verbesserte, wie die Forscher nun im Fachblatt "Circulation" berichten.

Die Zellen von kranken Patienten waren dazu nicht in der Lage. "Stammzellen kranker Patienten haben ihre regenerative Fähigkeit verloren", ist Landmessers Fazit. Nun müsse man Wege finden, um die Reparaturfähigkeit dieser Zellen vor einer Therapie zu verbessern.

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