Impfmuffel

Masern, Keuchhusten & Co. vor Comeback

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Wiener Expertin warnt vor gefährlichen Lücken im Impfschutz.

 „Es gibt immer mehr Impflücken, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen. Das begünstigt die Wiederkehr von Infektionskrankheiten wie etwa Masern oder Keuchhusten“, erklärte am Donnerstag Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien und Vorsitzende des österreichischen Impfgremiums, anlässlich der bevorstehenden Woche der Immunisierung in einer Aussendung der MedUni Wien.

Gefährliche Masern
Speziell trifft das auf die potenziell gefährlichen Masern zu. 2009 gab es bereits 30.000 Masern-Fälle in Europa, 2011 waren es knapp 36.000. Auch wenn heuer die Zahlen der Erkrankungen etwas zurückgegangen seien, so wären es mit mehr als 8.000 gemeldeten Fällen deutlich zu viele, so die Expertin für Vakzinologie: „In Österreich waren es 120 Fälle 2011, 2012 zum Glück nur 30 Erkrankungen.“ Dabei war es das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass die Welt schon im Jahr 2000 masernfrei sein sollte. Dieses Ziel wurde vor allem in Europa weit verfehlt. Nun wird es für 2015 angepeilt.

Impflücken

Der Grund für das Comeback von Masern & Co., vor allem aber seit einigen Jahren bei Keuchhusten (Pertussis): Immer größer werdende Impflücken. Die Expertin: „Masern und Keuchhusten sind in der Öffentlichkeit kein Thema mehr, weil lange Zeit alle geschützt waren. Viele Eltern glauben, dass es diese Erkrankungen nicht mehr gibt und lassen ihre Kinder nicht mehr impfen.“ Im Fall von Pertussis sei vielen Menschen nicht bewusst, dass dies keine Kinderkrankheit ist, sondern in jedem Alter auftreten kann. Im Jahr 2011 gab es mit 3.455 Fällen in Österreich einen Anstieg von weit mehr als 300 Prozent gegenüber den durchschnittlichen Fallzahlen der Jahre 2000 bis 2010, dabei waren nicht nur Kleinkinder, sondern auch Erwachsene betroffen.

Ursula Wiedermann-Schmidt: „Nimmt die Zahl der Ungeschützten immer mehr zu, kommt es zum Comeback dieser Krankheiten. Es gibt eine ganze Generation, der, im Fall von Masern, die schützende zweite Teil-Impfung fehlt.“

Impfplan

Im österreichischen Impfplan sind zwei Masern-Impfungen im zweiten Lebensjahr vorgesehen (ab dem elften Lebensmonat, nach frühesten vier Wochen die zweite Impfung), noch vor zehn Jahren war die erste Teilimpfung im 2. Lebensjahr, die zweite im Schulalter vorgesehen. „Darauf wurde sehr oft vergessen“, so die Expertin. Bei fehlender Immunisierung ist eine „Nachimpfung“ in jedem Alter zu empfehlen.

Influenza
Eine noch größere Impflücke tut sich aktuell bei der Influenza auf, nur rund zehn Prozent der Bevölkerung waren laut einer aktuellen Umfrage gegen die saisonale Virus-Grippe (2012/2013) immunisiert. Ursula Wiedermann-Schmidt: „Jeder sollte sich impfen lassen, denn jeder, der ungeschützt ist, ist ein potenzieller Krankheitsherd und Krankheitsüberträger. Das gilt für jede Art von Erregern, die von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Mit dem Impfen gelingt es uns, unser Immunsystem bis zum Alterungsprozess auf Trab zu halten und so die Abwehrprozesse zu stärken und die Verbreitung von Erregern einzudämmen."

Eine Gruppierung, die ebenfalls eine generell schlechte Durchimpfungsrate in Österreich aufweist, sind Menschen mit Migrations-Hintergrund, und da oft Frauen, betonte die Expertin: Eine Umfrage hat ergeben, dass zum Beispiel rund 70 Prozent der Österreicher gegen Tetanus geimpft sind, aber nur 40 Prozent der Migranten. Bei Hepatitis B lautet das Verhältnis 30 zu 15 Prozent. Es sei anzunehmen, dass dieses Verhältnis auch bei anderen Impfungen gegeben sei.
 

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