Zuckerersatz

Ein Jahr Stevia in Österreich

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Verkaufseinbruch zur Jahresmitte: Verunsicherung bei Konsumenten bleibt.

Ein zartes Pflänzchen mit Ursprung im fernen Paraguay erregt seit rund einem Jahr die Gemüter der heimischen Naschkatzen: Stevia wurde Ende 2011 als Süßungsmittel zugelassen. 300 Mal süßer als Zucker, kalorienfrei und nicht Karies-auslösend - bei vielen Konsumenten waren die Erwartungen groß. Zu Jahresmitte erfolgte allerdings ein drastischer Verkaufseinbruch.

Am 13. November 2011 erhielt das Süßungsmittel Stevia mit Wirkung 2. Dezember in Österreich die Zulassung. Eine erste Zwischenbilanz der Branche fällt gemischt aus: Im Sommer brach der Umsatz ein; nach einem Tiefpunkt im August sind die Unsicherheiten auf dem Markt und bei den Verbrauchern noch nicht überwunden. Die Branche führt dies in erster Linie auf eine teils gezielte Verunsicherung der Konsumenten zurück und versuchte, einige Fakten zurechtzurücken. Unter anderem werde oft die Natürlichkeit des Süßstoffes, der in etwa 150 bis 300 unterschiedlichen Formen wächst, immer wieder infrage gestellt.

So wirkt Stevia: 1/4
Diabetiker
Beeinflusst Blutzuckerspiegel nicht und wirkt regulierend auf Bauchspeicheldrüse.


Die unterschieden Kritikpunkte konnten nicht wegdiskutiert werden - der Geschmack und die ferne Herkunft etwa bleiben für viele Kunden ein Problem. Auch dürften noch konkrete Studien zu Langzeitwirkungen beim Menschen notwendig sein - Hersteller und Handel versicherten aber, der Nachfrage und dem Informationsbedürfnis entsprechen zu wollen.

Lebensmitteltechnologin Katrin Lindner erläuterte detailliert das Herstellungsverfahren, das jenem von handelsüblichem Zucker durchaus ähnlich ist. Dennoch gilt Zucker bisher als Lebensmittel, Steviolglycoside jedoch als Lebensmittelzusatzstoff E960. Diese Nummer bedeutet aber keineswegs, dass der Stoff nicht natürlich ist, erklärte Stevia-Pionier und –Hersteller Franz Reisenberger. "Zu 100 Prozent sicher und kalorienfrei“ nannte er den Stoff. Darüber hinaus "nicht synthetisch hergestellt" und beinhaltet "keine gentechnisch veränderten Materialien". Allerdings müsse man die neue Zutat von weit her importieren - Hauptexporteur und Hersteller ist derzeit China. Immer wieder zitierte Studien, denen zufolge Stevia krebserregend sein soll, wies Reisenberger zurück. Meist handle es sich um dieselbe Untersuchung aus dem Jahr 1968, die durch einen Übersetzungsfehler bzw. inhaltliche Mängel falsche Schlüsse nahe lege.

Der Ausblick ist durchwachsen: Die Negativ-Kampagnen und Kritik von Konsumentenschützern habe zu viel Verunsicherng geführt - das Interesse der Verbraucher an Information und einer breiten Produktpalette bestehe allerdings weiterhin, versicherte Christian Forthuber, Herausgeber des Magazins SteviaGuide. Die für Herbst erwartete Entscheidung über ein Verbot des künstlichem Süßstoffes Aspartam dürfte sich bis Frühling verzögern. Die Branche sieht im Fall eines Ende des Einsatzes dieses synthetischen Mittels großes Potenzial für Stevia.

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