Stilikone

Streetstyle-Star Veronika Heilbrunner

09.09.2016

Was sie trägt, wird Trend. Veronika Heilbrunner ist die Stilikone der digitalen 
Generation. Was sie auszeichnet. 

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© Getty Images
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Wenn sie um die Ecke kommt, gibt es für die Fotografen kein Halten mehr. Und das nicht, weil Veronika Heilbrunner (34) etwa eine glitzernde Skandalnudel oder ein glamouröser Filmstar ist – den Reiz der hochgewachsenen Deutschen macht etwas ganz anderes aus. Die Münchnerin hat einen von eleganter Coolness durchtränkten Stil für sich gepachtet und damit die oft gewollt und überstylt wirkende Branche revolutioniert. Der britische Guardian wählte die Redakteurin/Stylistin zu seinem „Streetstyle-Schwarm“ und die Blogosphäre feiert Heilbrunner als eine der angesagtesten Persönlichkeiten der Mode im digitalen Kontext. Derzeit ziert sie, gemeinsam mit drei anderen unkonventionellen It-Girls, die aktuelle Kampagne des Moderiesen Zalando.      

Selbstvermarkterin.
Ihren urban-lässigen Stil entwickelte Heilbrunner aus einer Ge­gebenheit heraus. Denn mit dreizehn Jahren schoss die Deutsche zwei Köpfe über ihre Mitschülerinnen und Mit­schüler hinaus – auf 186 Zentimeter. Hosenbeine und Ärmel erwiesen sich schnell als zu kurz. In einem Interview erinnert sie sich: „Ich war ständig auf der Suche nach Sachen, die mir passen.“ Ihre Jugend verbrachte sie in „Airmax“-Turnschuhen. Gegen Ende der Schulzeit begann sie zu modeln, doch auch die Sample Size saß nicht so richtig. So beendete sie den Ausflug auf die Runways dieser Welt und wechselte nach nur einem Jahr die Seiten. 
Heilbrunner heuerte als Moderedakteurin bei den Zeitschriften Jolie und Freundin an, landete danach als Senior ­Fashion Editor bei mytheresa.com und machte sich mit der Produktion hochwertiger Editorials einen Namen. Doch auch dort blieb die umtriebige Schönheit nicht lange. Sie ­folgte 2014 dem Ruf nach ­
Berlin und machte sich nach einem kurzen Intermezzo bei Harper’s Bazaar selbstständig. „Die Modestrecken dort werden drei Monate im Voraus produziert und liegen dann fertig in der Ecke. In der Zwischenzeit kommen andere Magazine mit genau den gleichen Ideen und den gleichen Outfits, und man denkt sich nur: Oh Mann!“, so Heilbrunner über den Beweggrund, sich selbst zur Marke zu machen. Hilfe bekam sie dabei von  zwei Menschen – Julia Knolle und Justin O’Shea. Knolle ist in der deutschen Modeszene ein Name, der für digitale Innovation steht. Sie war Teil des Gründerteams von LesMads.com, einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Blogs überhaupt, verpasste der Vogue einen frischen Online-Auftritt und ist nun für die Strategie hinter der Heilbrunner Knolle GmbH verantwortlich. 
 
Paarweise.
Heilbrunners anderer Helfer ist praktischerweise ihr Freund Justin O’Shea, der bis vor Kurzem noch als Chefeinkäufer  von mytheresa.com fungiert hat. Dort lernte sie den vom Vollbart bis zum Knöchel tätowierten Australier kennen und lieben. Seither macht das stylishe Power-­Couple gemeinsam die Welt der Mode unsicher. 2016 konnte auch O’Shea seinen Lebenslauf nochmal aufbessern, indem er vom Luxus-Herrenausstatter Brioni als Kreativdirektor angeworben wurde. Ein spannender Karriere-Coup für den Sohn einer Lehrerin und eines Minenarbeiters, der als Jeans-Verkäufer ins Berufs­leben startete. Dabei steht außer Frage, dass O’Shea, der mit seinem Look auch ein schniekerer Teil des Sons of Anarchy-Casts sein könnte,  vor allem als Markenbotschafter fungieren und Brioni für die etwas breitere, aber auch gut betuchte Masse wieder hip machen soll. Der Aussie gilt als einer der meistfotografierten Street-Style-Stars. Ist er gemeinsam mit Heilbrunner unterwegs, steigert sich das Klicken der Kameras nochmal um ein Weiteres. Mit ihren perfekt un­perfekten Looks gelten die beiden als fleischgewordene Defini­tion des Begriffs „Social Models“. 
 
Lebensart 2.0. 
Eingebettet in das  herrschende Bedürfnis nach inszenierter Authenti­zität, macht Veronika Heilbrunner also Furore. Auf der von ihr gemeinsam mit Knolle gegründeten Plattform „Hey Woman!“ erzählt sie seit vergangenem Jahr Lifestyle-bezogene Storys für die moderne Frau ab 30. Modebloggerin sei sie aber keine, betont Heilbrunner gern. Der Begriff ist in den letzten Jahren zu sehr zum Schimpfwort geworden. 
Verträge mit diversen Labels hat die 34-Jährige dennoch ­zuhauf, auf ihrem Instagram-Account postet sie regelmäßig Produkte von Valentino, Chloé oder Prada. Und bildet damit den 1,86 Meter großen Beweis dafür, die Entwicklungen der Digitalisierung verstanden und richtig umgesetzt zu haben. 
 
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