Trend-Faser Fungi

Schwammerl als Leder-Alternative? Ja, bitte!

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Geht es nach Luxus-Brands wie Hermès, Iris Van Herpen oder Stella McCartney, wird der Pilz den Mode-Markt revolutionieren.  

Für seine Herbst-Winter-Kollektion 2021/2022 lancierte das Traditionshaus Hermès eine Tasche aus Pilz-Leder, was in der Modebranche, die auf vielerlei Ebenen schwer umweltbelastend agiert, ein wichtiges Zeichen in Richtung nachhaltiger Veränderung ist. Leder stand in den letzten Jahren immer häufiger in der Kritik, da es trotz veganer Alternativen, die selbst nur zu häufig aus Plastik bestehen, nicht als nachhaltig bezeichnet werden kann. Natürliches Leder auf organischer Basis soll das Material nun zukunftsfähig machen. Denn dieses wird aus dem Rohstoff Fine Mycelium, dem Wurzelgeflecht von Pilzen, gewonnen, dessen Eigenschaften jenen von Leder ähneln. Dafür hat sich Hermès exklusiv mit dem kalifornischen Unternehmen MycoWorks zusammengeschlossen, das den Hybrid aus Natur und Biotechnologie in einem patentierten Verfahren herstellt: Die wachsenden Myzelien werden so veredelt, dass daraus ein hochwertiges Naturleder entsteht, das in den Hermès-Werkstätten gegerbt und weiterverarbeitet wird. Das Traditionshaus attestiert dem Pilzleder einen weichen Griff, ein feines Relief und sogar eine natürliche Patina.

The Hype is real
MycoWorks ist aber nicht das einzige biotechnologische Unternehmen, das sich der innovativen Ressource verschrieben hat und Hermès auch nicht das einzige Label, das aus Mycelium bestehende Produkte für sein Portfolio angekündigt hat. Der Luxuskonzern Kering, zu dem u. a. Gucci, Saint Laurent oder Stella McCartney gehören, hat z. B. in das Unternehmen Bolt Threads investiert, um gemeinsam das ebenfalls patentierte Lederprodukt Mylo auf den Markt zu bringen. Kürzlich präsentierte Stella McCartney das erste stylishe wie nachhaltige Trainings-Ensemble aus ebendiesem Pilzstoff. McCartney, die schon seit Jahren eine hohe Messlatte für natürliche und nachhaltige Mode-Produktion gelegt hat, sieht darin die Zukunft der Branche. „Ich habe immer gesagt, dass niemand merken soll, dass die Produkte, die wir bei Stella McCartney anbieten, nicht Leder sind; sie sollen Schulter an Schulter mit ‚dem Original‘ stehen“, so die britische Designerin gegenüber „Harper’s Bazaar“. „Mylo, das vollständig im Labor wächst, ist die Zukunft. Wenn wir das richtig hinkriegen, kann es einen enormen Einfluss auf unseren Planeten haben.“ Auch abseits des Luxussegments werden demnächst Produkte aus Mylo zu finden sein – so setzt etwa adidas bei einer seiner Stan-Smith-Editionen auf das innovative Pilzmyzel. Bis das Material in großen Mengen produzierbar wie auch finanzierbar sein wird, müssen sich Öko-Fashionistas noch ein Weilchen gedulden.        

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