Wege aus der Krise

Modewelt im Umbruch

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Die Konsequenzen der Coronakrise werden erst nach und nach sichtbar, doch klar ist, dass vieles nicht mehr so sein wird, wie zuvor. So auch in der bunten und schnellen Welt der Mode, wo die Rufe nach einem Umdenken immer lauter werden.

Internationale Ladenschließungen, einbrechende Nachfrage auf Verbraucherseite und dazu unterbrochene Lieferketten – auch die Modebranche wurde in den letzten Monaten massiv durch die Covid-19-Pandemie erschüttert und wird wahrscheinlich noch lange Zeit damit zu kämpfen haben. Dennoch oder gerade deswegen gilt es für viele Akteurinnen und Akteure des Fashionbiz, sich an die krisenbedingten Veränderungen anzupassen und neue Initiativen zu starten bzw. generell zeitgemäßere Geschäftsmodelle auf den Weg zu bringen. Was sich in den letzten Monaten getan hat und welche Konsequenzen zu erwarten sind.

Rote Zahlen für Fast Fashion

Der spanische Konzern Inditex, zu dem u. a. Zara und Bershka gehören, hat in seinem ersten Quartal, das von Februar bis April läuft, 44 Prozent weniger verkauft als im Vorjahreszeitraum. Stattdessen verdoppelten sich die Verkäufe über das Internet: Wenig verwunderlich – erst hatten die Läden wochenlang zu, und später war das Einkaufserlebnis durch die pandemie­bedingten Schutzmaßnahmen stark ein­geschränkt. Als Konsequenz sollen in den kommenden zwei Jahren bis zu 1.200 Geschäfte geschlossen werden. Doch der Online-Erfolg ist kein Ersatz für die Nettoverluste, die sich laut Handelsblatt auf 409 Millionen Euro belaufen und den weltweit größten Modeeinzelhändler erstmals in der Unternehmensgeschichte rote Zahlen schreiben lassen. Ähnliches gilt auch für andere „Fast Fashion“-Konkurrenz, die schon vor Corona immer wieder durch den Ruf nach mehr Nachhaltigkeit unter Druck stand. Inditex macht laut Unternehmenschef Pablo Isla aus der Not eine Tugend und beschleunigt den eigenen Konzernumbau. Isla kündigte an, dass die Ladenschließungen mit der Eröffnung von 150 neuen, größere Einheiten einhergehen werden. Das untermauert nur die bisherige Strategie auf große Shoppingflächen zu setzen, die gleichzeitig als Onlinelager dienen und in denen somit auch digitale Bestellungen verschickt werden können. Diesen Überlegungen dürften auch andere Player folgen, weshalb Branchenkenner einen Zuwachs im Online­geschäft erwarten.

Nachhaltigkeit ist gefragt

Eine Umfrage der Unternehmensberatung Accenture in 15 Ländern kam zu dem Ergebnis, dass 45 Prozent der Verbraucher derzeit beim Einkaufen nachhal­tigere Entscheidungen treffen und das vermutlich auch weiterhin tun werden. Dementsprechend gibt es für die Branche, die nach Angaben der Vereinten Nationen der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt ist, viel zu tun, um diesen Bedürfnissen nachzukommen. Die Relevanz von einem verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit verdeutlicht auch der Zusammenschluss von über 60 Designern, Einzelhändlern und Führungskräften unter Initiator Dries Van Noten. Das Ziel des von der Gruppe ausgearbeiteten Vorschlags: die Verschiebung des saisonalen Lieferplans der Mode sowie neue Regeln für Preisnachlässe. Es würde bedeuten, dass die Kollektionen zu den Zeiten verfügbar sind, für die sie tatsächlich designt wurden, und man nicht mehr im Sommer bereits Daunenjacken für den Herbst kaufen kann.

Rückbesinnung

Apropos Herbst: Für Herbst/Winter 2021/22 prognostizierte Trendforscherin Lidewij Edelkoort „Stillness – Stille“ als den wichtigsten Trend der Saison. Sie sieht gemeinsam mit anderen Experten das Coronavirus als „das Beste, was der Umwelt passieren konnte“, und sagte in einem Interview mit dem Magazin Dezeen: „Wir treten in eine Quarantäne des Konsums, in der wir mit einem schlichten Kleid glücklich sind und alte Lieblingsstücke wiederentdecken, die wir schon besitzen.“

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