Diversity Managerin für Chanel

Lagerfeld-Nachfolgerin schützt sich vor Fauxpas

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Karl Lagerfelds Chanel-Nachfolgerin Virginie Viard holt mit Fiona Pargeter die erste Diversity Managerin an Bord.

Die Zeiten haben sich geändert. Und das ist gut so. Auch wenn es gerade in der Modebranche lange gedauert hat, ist auch in diesem Genre ein deutlicher Wandel bei heiklen Themen wie Inklusion, Political Correctness und Diversität zu spüren. Karl Lagerfeld hätte darüber wohl noch den Kopf geschüttelt, war er doch einer der wenigen, dem negative Aussagen über die #MeToo-Debatte und noch weitere Verbalentgleisungen (beinahe) gerne verzeihen wurden. Sich in seine kreative Arbeit als Chefdesigner beim über hundert Jahre alten Modeunternehmen Chanel von jemandem „reinpfuschen“ zu lassen, wäre für den Modezaren undenkbar gewesen.
Die Zeiten haben sich, wie gesagt, verändert. Karl Lagerfeld hinterlässt nach seinem Ableben am 19. Februar dieses Jahres zwar eine unschließbare Lücke, nichtsdestotrotz geht das Modeleben weiter – und seine Nachfolgerin versucht, dieses im Sinne (ihres) Erfinders und dennoch in moderne Bahnen zu lenken. Weshalb Virginie Viard in ihrer Funktion als Kreativ-Chefin des Hauses Chanels nun einen historischen Schritt gesetzt hat.

Erste Diversity Managerin

Wie der Konzern kürzlich verkündete, hat Viard weibliche Verstärkung in ihr Team geholt – und dies in Form einer neuen Position, die es noch bei Chanel noch nicht gab: Fiona Pargeter wurde als „Head of Diversity an Inclusion“ an Bord geholt. Die Britin gilt als als eine der Besten in ihrem Fachgebiet, bei der Schweizer Großbank UBS zeichnete sie ebenfalls für die Themen Vielfalt im Unternehmen und die Förderung von Frauen für Spitzenpositionen verantwortlich. Jetzt soll sie Virginie Viard unterstützen und etwaigen Fauxpas im Rahmen der Kollektionen vorgreifen.

Sinnvoll? Durchaus – schließlich werden die Vorwürfe gegen Modedesigner, sich etwa rassistischer Elemente in ihren Kreationen zu bedienen, um schlicht Aufsehen auf den Runways zu erregen, immer häufiger. Sexismus steht im gesamten Business ebenso wie auf den Laufstegen an der Tagesordnung. All diese Angriffspunkte möchte Viard, selbst Powerfrau und überzeugte Feministin, tunlichst ausschalten. Denn was die ohnehin unter strenger Beobachtung der Medien- und Modewelt stehende Neo-Chanel-Chefin jetzt keineswegs brauchen kann, ist ein Skandal, wie ihn nur Monsieur Lagerfeld geliebt hätte.

Shitstorms sind in Social-Media-Zeiten kein Honiglecken für die dem harten Konkurrenzkampf ausgesetzte Branche. Einer wie ihn etwa Gucci-Chefdesigner Alessandro Michele heuer schon erlebte, weil ihm geschmackloser Rassismus vorgeworfen wurde, ist heute kein „Werbegag“ mehr, wie sie einst Labels wie Benetton & Co. am laufenden Band produzierten, sondern schlichtweg geschäftsschädigend. Prada installierte Anfang dieses Jahres deshalb gleich ein gesamtes „Diversity and Inclusion Advisory Council“, bestehend aus mehreren prominenten Akademikern und Kulturgrößen, die das Unternehmen unabhängig bezüglich etwaiger Verfehlungen beraten. Auch Gucci-Designer Michele reagierte sofort auf den Shit­storm: Er engagierte, wie nun auch Virginie Viard, einen Diversity Manager. „Das wird uns helfen, die Dinge anders zu machen. Wir werden daraus eine Lektion lernen, dass wir uns öffnen müssen …“


Öffnen müssen sich wohl auch viele alteingesessene Mitarbeiter des Hauses Chanel für Viards Idee und Fiona Pargeters Inputs, wenn es darum geht, so manche Kreation zu „entschärfen“. Schließlich ist Pargeter international dafür angesehen, dass „sie ihre Sache sehr ernst nimmt“, wie Insider über sie sagen. Es handle sich also keineswegs um eine PR-Maßnahme, sondern ein klares Ziel: tolle Mode zu machen, aber zeitgemäß und mit Köpfchen.
 

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