Digitale Influencer

Das sind die neuen Top-Models

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Die Zukunft der Mode wird immer digitaler: So setzen Designer verstärkt auf virtuelle Mannequins, deren Makellosigkeit nicht nur positiv zu rezipieren ist.

W ährend Claudia Schiffer und ihre Kolleginnen die 90er regierten, in den 2000ern die „Victoria’s Secret“-Grazien die Laufstege anführten und im letzten Jahrzehnt Cara, Kaia und Bella die Näschen vorn hatten, scheint in der aktuellen Dekade, wie in so vielen Bereichen, auch das Modelbusiness auf Virtual Reality zu setzen. Schon in den letzten Jahren tauchten die ersten digitalen Protagonistinnen auf – allen voran die brasilianische Insta-Personality Lil Miquela und die dunkelhäutige Schönheit Shudu Gram. Wesentlich für ihren Erfolg scheint, dass sie abgesehen von ihren perfekten Modelvoraussetzungen auch vermeintlich menschliche Charakterzüge aufweisen. Anfangs ließ Shudu-Schöpfer Cameron-James Wilson bewusst offen, ob Shudu echt ist oder nicht. „Ich wollte meine Fähigkeiten öffentlich auf die Probe stellen“, so der Künstler gegenüber dem „Handelsblatt“. „Das größte Kompliment, das man als 3D-Künstler bekommen kann, ist, wenn die Leute nicht genau sagen können, ob eine Animation echt ist oder nicht.“ Der Wendepunkt war erreicht, als ein kalifornisches Independent-Label Wilson ein echtes T-Shirt schickte – in der Hoffnung, Shudu würde es auf einem ihrer nächsten Postings tragen, wie der Künstler im „Handelsblatt“-Interview erklärte. „Da war mir klar: Die denken wirklich, dass das alles real ist. Es war einfach zu verrückt.“   

Super-Cybermodel Shudu modelt für Ellesse




 
Digital am Vormarsch. Gerade in der Corona-Zeit erwies sich das Konzept als höchst nutzvoll. Zahlreiche Designer griffen hierbei auf digitale Schönheiten zurück, die alters- und faltenlos ihre Kreationen inszenieren können. Die erschwerten Produktionsverhältnisse brachte u. a. den britischen Hutmacher Stephen Jones auf die Idee, das virtuelle Model Noonoouri für seine aktuelle Kampagne zu engagieren. Ihr Münchner Erfinder Jörg Zuber konnte mit der 2018 geschaffenen Figur bereits mit Labels wie Miu Miu, Versace oder Balenciaga zusammenarbeiten.


Auch Balmain-Mastermind Olivier Rousteing setzte heuer auf einen virtuellen Showroom und inszenierte seine Kollektion mithilfe gesichtsloser Avatare. Das Verkaufsargument für den digitalen Laufsteg ist nicht ohne, immerhin ist die Umsetzung einer solchen Show weitaus nachhaltiger, als die bisher praktizierten Formen. Doch gleichzeitig würden bei weiterer Verbreitung einer solchen Handhabe in der Modebranche zahlreiche Jobs wegfallen. Abgesehen davon sorgt, wie zum Beispiel in der „Elle“ diskutiert, der psychologische Aspekt der Models ohne nun tatsächlich jeden Makel für Kritik. Ohnehin schon problematische Vergleiche mit Models werden hierbei zur persönlichen Dystopie.

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Obsessed ????????????

Ein Beitrag geteilt von OLIVIER R. (@olivier_rousteing) am


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