Starke Stimmen

Chormädchen-Premiere beim Neujahrskonzert

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Der Mädchenchor der Wiener Sängerknaben singt am 1. Jänner 2023 erstmals beim Neujahrskonzert. Im Interview erzählen drei Wiener Chormädchen, wie ihr Alltag aussieht 

"Es ist definitiv ein großer Schritt", fühlt die 15-jährige Livia sich geehrt, dass sie am 1. Jänner 2023 zu den ersten Wiener Chormädchen gehören wird, die beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker gemeinsam mit den Sängerknaben auftreten werden. Seit 2004 gibt es den Mädchenchor der Wiener Sängerknaben, dem derzeit 25 Mädchen zwischen sieben und 15 Jahren angehören. Zweimal pro Woche proben sie am Campus im Palais Augarten, der Ausbildungsstätte der Sängerknaben, in der auch Musikvolksschule, Realgymnasium (nur für Buben) und Oberstufenrealgymnasium untergebracht sind.

Bühnenerfahrung bringen Livia und ihre zwölfjährige Chor-Kollegin Blanka für ihr Debüt beim Neujahrskonzert reichlich mit. Ob im MuTh, dem Konzertsaal der Sängerknaben oder beim Klimagipfel in der Wiener Hofburg: Die Mädchen meistern jeden Auftritt wie Profis. Lampenfieber macht den Schülerinnen kaum mehr zu schaffen - spätestens, wenn sie auf der Bühne stehen, ist jede Nervosität vergessen. Trotzdem spürt man, dass das Neujahrkonzert auch für sie eine große Sache ist. "Ich freue mich extrem darauf und kann es kaum fassen", erzählt Blanka im MADONNA-Interview (s. S. 32). Zum ersten Mal wird der Wiener Mädchenchor in eigenen Uniformen auftreten, statt wie bisher in schlichten Polohemden. Designt wurden die Outfits von Eva Poleschinski. Sie hat die Aufgabe, ein maritim inspiriertes Konzertgewand, das zu den bewährten Matrosenanzügen der Sängerknaben passt, zur vollsten Zufriedenheit der Mädchen erfüllt. "Toll" und "raffiniert" finden sie die adretten Uniformen.

Chormädchen-Premiere beim Neujahrskonzert
© Lukas Beck
× Chormädchen-Premiere beim Neujahrskonzert

Begeistert erzählen die Gymnasiastinnen nicht nur von den neuen Kleidern, sondern auch von ihrem Alltag als Wiener Chormädchen. Blanka besuchte hier schon die Volksschule und wollte beim Singen dranbleiben. Livia ist über die Homepage auf den Mädchenchor gestoßen und hat per Mail angefragt, ob sie zum Vorsingen kommen darf: "Es hat mir sehr gefallen und ich bin geblieben." Seither gehören Proben und Konzerte zu ihrem Leben. Sie schwärmt: "Es macht Spaß, auf der Bühne zu stehen und vor einem Publikum zu singen." Schule und Hausaufgaben dürfen dabei natürlich nicht auf der Strecke bleiben. Auch wenn sie manchmal viel zu tun haben, machen sie es gerne.

Dem Ende ihrer Zeit im Chor blickt Alexandra entgegen. Die 17-Jährige besucht das Oberstufenrealgymnasium der Wiener Sängerknaben und wird kommendes Jahr maturieren. Mit einer Mischung aus "Oh nein!" und Vorfreude, auf das, was die Zukunft für sie bereithält, blickt sie dem Abschied entgegen. Der Chor und die Schule sind für sie nicht nur eine Bildungsstätte, es ist auch ein Ort, an dem die Schülerinnen geborgen sind, Freundschaften schließen - und der sie prägt. Alexandra will das nicht missen und möchte Gesang studieren. "Mein Ziel wäre, irgendwann vielleicht sogar in der Staatsoper zu stehen", hofft sie. Erst mal will sie aber "die paar Monate, die ich in der Schule noch habe, ganz auskosten."

Chormädchen-Premiere beim Neujahrskonzert
© Lukas Beck
× Chormädchen-Premiere beim Neujahrskonzert

Wiener Chormädchen im MADONNA-Interview

"DAS NEUJAHRSKONZERT IST EINE SENSATION!"

Eines verbindet die drei Schülerinnen: Der Chorgesang ist ihre Leidenschaft. Während Alexandra (17) im letzten Schuljahr am Oberstufenrealgymnasium der Wiener Sängerknaben ist und dem Oberstufenchor angehört, sind Blanka (12) und Livia (15) bei den Wiener Chormädchen, die heuer erstmals beim Neujahrskonzert auftreten.

Wie sieht euer Alltag mit Chor und Schule aus?

Alexandra: Ich bin hier in der Oberstufe, im letzten Jahr. Ich habe vormittags sechs Stunden Schule, danach eine Mittagspause. Wir haben oft Stimmbildungsstunden, aber die sind für jeden individuell und dann haben wir dreimal in der Woche zwei Stunden Chor. Einmal in der Woche haben wir Sport -und am Freitag haben wir frei.

Blanka: Mein Alltag ist montags und donnerstags Chor, am Dienstag habe ich Klavier. Natürlich übe ich auch unter der Woche. Musik macht mir sehr viel Spaß. Sonst habe ich mit den Hausaufgaben genug zu tun.

Livia: Ich habe sehr viel zu tun, auch für die Schule. Montag und Donnerstag Chor. Dienstag und Freitag mache ich Sport, da spiele ich Baseball. Sonst spiele ich unter der Woche Klavier und Gitarre. Und Hausaufgaben.

Chormädchen-Premiere beim Neujahrskonzert
© Instagram
 

Was mögt ihr am Chor?

Blanka: Mit Freundinnen nicht nur Zeit zu verbringen, sondern ein festes Band zu knüpfen, ist wunderschön. Auch das Singen macht mir sehr viel Spaß. Die Auftritte machen Spaß. Man könnte mich eine Rampensau nennen. (lacht) Ich liebe es und es ist toll, auf der Bühne zu stehen.

Livia: Da fühle ich mich genau gleich. Wenn man viel geprobt hat und ein Lied fertig ist, während dem Singen zu hören, wie die Stimmen zusammenpassen, ist sehr schön. Natürlich auch, dass wir neue Freundschaften knüpfen. Es ist eine sehr nette Gemeinschaft.

Könnt ihr euch vorstellen, später einmal mit Gesang zu arbeiten?

Alexandra: Ich wollte nie Sängerin werden, weil man oft hört, dass es sehr schwierig sein kann, weil man von Rolle zu Rolle oder in ein anderes Land muss. Je älter ich wurde, desto mehr habe ich gemerkt, dass ich ohne alledem nicht leben kann. Deshalb gibt es für mich keine andere Option. liviA: Ich liebe es zu singen und Musik zu machen. Es wäre toll, wenn ich später etwas damit zu tun habe. Ich maturiere in Musik und möchte Musik studieren.

Blanka: Ich bin mir nicht ganz sicher, es ist noch alles offen. Ich weiß, dass ich immer singen werde, auch als Hobby. Aber ob es mein Job wird, kann ich noch nicht sagen.

Was waren bisher eure schönsten Erlebnisse mit den Chormädchen?

Blanka: Es ist jedes Mal etwas so Besonderes, dass man sich an jeden einzelnen Auftritt erinnern kann.

Livia: Jeder Auftritt ist einzigartig. Was mir persönlich in Erinnerung bleibt: Wir haben bei der Produktion vom "Kleinen Prinzen" mitgespielt im MuTh. Das war für mich sehr aufregend, weil wir eine Woche lang jeden Tag auf der Bühne waren.

Alexandra: Ich habe so viele schöne Erinnerungen! Ich durfte letzte Jahr im MuTh "Amahl" machen. Das war sehr viel Arbeit und ein großer Zeitaufwand. Als ich endlich auf der Bühne stehen durfte, war das ein tolles Gefühl zu wissen, ich habe etwas gemacht und konnte es jetzt aufführen.

Wie ist es für euch, heuer erstmals beim Neujahrskonzert mitzusingen?

Livia: Aufregend!

Blanka: Ja, das ist sehr aufregend. Mein Vater hat gesagt, es ist das Größte, das man in der Musik machen kann. Ich freue mich extrem darauf und kann es kaum fassen.

Livia: Das Neujahrskonzert ist eine riesige Sensation, nicht nur in Österreich. Es wird international ausgestrahlt und wir werden im Fernsehen sein. Das ist sehr aufregend. Ich freue mich total darauf.
  

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