Mood Food: Wenn "gesundes" Essen krank macht

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Sogenanntes Mood Food, also Nahrungsmittel, die Einfluss auf die Stimmung eines Menschen nehmen können, ist mit Vorsicht zu genießen. Beim Verzehr sollte man umsichtig sein, warnte am Freitag Ernährungsmediziner Maximilian Ledochowski in Innsbruck beim 27. Ernährungskongress der Diaetologen Österreichs in Wien. Der Mediziner berichtete von Fällen, wo das "gesunde" Mood Food krank machen kann.

Zum Schutz der Konsumenten könne sich Ledochowski durchaus ein Werbeverbot für Lebensmittel oder eine Steuer auf Lebensmittelwerbung vorstellen. Der Wunsch der Bevölkerung nach Essen, bei dem man genießen kann und sich etwas Gutes tut, ist groß. Und diesem kommt auch die Lebensmittelindustrie mit dementsprechenden Produkten entgegen. Die Werbeaussagen legen nahe, dass die angebotenen Speisen und Getränke nicht nur tatsächlich "gesund" sind, sondern durch einen speziellen Zusatznutzen auch für ein besonderes persönliches Wohlgefühl sorgen können. "Das ist jedoch nur sehr bedingt richtig, denn de facto gibt es auch durchaus einzelne wissenschaftlich belegte Negativeffekte, etwa bei probiotischen Joghurts, die von den Leuten im guten Glauben gekauft werden, oder bei Nahrungsmitteln, die um teures Geld in den Reformhäusern erworben werden", so Ledochowski.

So mussten schon Herzklappen ausgetauscht werden, weil die probiotischen Keime, also Bakterien, diese zerstört haben. Auch bei einer ausschließlichen Ernährung durch Reformhaus-Produkte kann es vorkommen, dass Konsumenten zum Beispiel ein Reizdarmsyndrom oder psychische Erkrankungen entwickelten. Und: Lebensmittel, die laut Werbeslogans "die Abwehrkräfte stärken", können durchaus entzündungsauslösend wirken, berichtete Ledochowski.

Das bedeutendste Mood Food ist nach wie vor der Alkohol. "Alkohol verändert kurzfristig die Sichtweise; der Mensch fühlt sich vorübergehend wohler. Doch der Kater folgt gleicht danach. Da ist es nur ein kleiner Schritt zur Sucht", so der Mediziner. Auch der Genuss von Schokolade kann ebenso für kurze Stimmungsaufhellungen sorgen. "Langfristig wird sich aber auch hier der positive Effekt umkehren", sagte Ledochowski. Als unerwünschte Wirkung von Schokolade ist etwa Migräne längst bekannt.

Auch die Milch im Babyalter macht das Kind zufrieden. Doch durch einen hohen Anteil an Eiweiß in der Ernährung - speziell aus herkömmlicher (Kuh-)Milch und Milchprodukten - könnte eine Art "Stoffwechsel-Schalter" auf Gewichtszunahme "umgelegt" werden, was sich Jahre später auswirkt.

"In unserer übersättigten Überflussgesellschaft haben die Menschen vergessen, auf sich selbst zu hören, zu erspüren, was ihnen gut tut", meinte Ledochowski. "Wir müssen das System Mensch möglichst wie von der Natur vorgesehen erhalten." Das würde schon allein dadurch erreicht werden, dass man sich auf die Kost rückbesinnen würde, die die Großmutter serviert und die wunderbar geschmeckt habe. "Künstliche Aromen und ebensolche Geschmacksstoffe sind ein Betrug der Geschmackssensoren", so Ledochowski. "Auch Reformhaus-Produkte sind nicht unbedingt notwendig. Ein naturbelassener Apfel aus dem Supermarkt tut es genauso".

Der Experte forderte harte Regulative. So könnte er sich beispielsweise ein Werbeverbot für Lebensmittel genauso vorstellen wie eine Steuer auf Lebensmittelwerbung. Da gesundheitliche Schäden oder unerwünschte Wirkungen, ausgelöst durch Lebensmittel, zurzeit durch den Betroffenen selbst nachgewiesen werden müssen, fordert er außerdem eine Beweislastumkehr zuungunsten der Lebensmittelindustrie: "Es kann nicht sein, dass Lebensmittel heute gefährlicher sind als Arzneimittel."

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