Lebensmittelsicherheit: Gefahr durch Asien-Importe

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Europaweite Lebensmittelkontrollen müssen verbessert werden und eine detailreichere Produktkennzeichnung ist ein zweischneidiges Schwert: Zu diesem Fazit kamen Experten am Donnerstag bei einem internationalen Kongress der europäischen und österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz sowie dem Gesundheitsministerium.

Eine Herausforderungen stellen besonders Importe aus Ländern außerhalb der EU dar: Gesundheitsgefährdende Produkte kommen laut Ulrich Nöhle von der TU Braunschweig zunehmend aus Südostasien und insbesondere China. "Neben den bekannten 'klassischen' Beanstandungsgründen - wie pathogene Mikroorganismen und Schimmelpilze - erlangen plötzlich in Europa in den 60er Jahren entstandene, aber seit 25 Jahren hier beherrschte, frühere Missstände wie Blei, Kadmium oder Quecksilber eine neue Bedeutung", so Nöhle in seinem Vortrag. "Die Warengruppe 'Materialien in Kontakt mit Lebensmitteln' ist diejenige mit der stärksten Zuwachsrate und hier ist das Hauptursprungsland wiederum China." Ebenfalls vermehren würden sich positive Tests bezüglich Veterinärarzneimitteln in Fisch- und Krustentieren aus Südostasien.

"Durch die erst beginnende Globalisierung werden diese negativen Entwicklungen mit Sicherheit exponentiell ansteigen, wenn nicht sofort scharf dagegen gesteuert wird", warnte Nöhle. Die amtliche Überwachung der EU muss daher dringend verbessert werden. Auch angesichts der zunehmenden Umweltverschmutzung sei nicht davon auszugehen, dass Kontaminationen von Lebensmitteln zurück gehen. Notwendig seien beispielsweise mehr risikobasierte Probenahmen an den EU-Außengrenzen. Laut Henk de Groot von der niederländischen Lebensmittelagentur werden bei Ermittlungen regelmäßig Giftstoffe, beigemischte minderwertige Produkte sowie Datumsfälschungen entdeckt.

Ein weiterer Schwerpunkt des bis einschließlich Freitag dauernden Kongresses ist die Zukunft der Nahrungsmittelkennzeichnung. Die EU verfolge das Ziel künftig verstärkt "Soft Facts" wie umweltpolitische Charakteristika auf Verpackungen zu bringen, erklärte Katharina Kossdorff vom heimischen Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Zudem soll eine Mindestschriftgröße (drei Millimeter) für Pflichtangaben eingeführt werden. Problematisch sei dies für Hersteller mit mehrsprachigen Verpackungen, wo solch ein Aufdruck unterschiedlich viel Platz einnehmen würde. "Für die österreichische Lebensmittelindustrie mit einer Exportquote von über 60 Prozent ist eine flexible Etikettengestaltung unverzichtbar", kritisierte Kossdorff.

Ein Dorn im Aug sind der österreichischen Industrie außerdem die Bemühungen der EU für eine genauere Kennzeichnung gesundheitlicher Aspekte um Übergewicht und Fettleibigkeit zu verbessern. Die Ursachen dafür seien vielschichtig, eine Kennzeichnung könne keine Ernährungserziehung ersetze, so Kossdorff. Aus diesem Grund werde das Ampelsystem, das Nahrungsmittel mit den Farben Rot und Grün als schlechte und gute Produkte deklariere, abgelehnt. "Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung haben alle Lebensmittel ihren Platz", betonte Kossdorff. "Die Ampel ist einfach, aber irreführend."

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