2009: Lieblingsautoren Glattauer und Kehlmann

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Daniel Glattauer und Daniel Kehlmann waren 2009 die Lieblingsautoren der Österreicherinnen und Österreicher. Glattauers in Romanform gebrachte E-Mail-Romanze "Gut gegen Nordwind" führt die heimische Jahres-Bestsellerliste bei den Taschenbüchern an, deren Fortsetzung "Alle sieben Wellen" liegt bei den Hardcovers vorn.

Kehlmanns viel gerühmter Roman "Ruhm" findet sich - hinter "Der Brenner und der liebe Gott" von Wolf Haas - dort auf Platz drei, seine "Vermessung der Welt" bei den Taschenbüchern auf Platz vier. Bei einem Ranking der aufgeregtesten (und der überflüssigsten) Diskussionen darf die nach seiner Salzburger Festspielrede neuerlich entflammte Regietheaterdebatte ebenfalls einen Spitzenplatz verbuchen.

Während Glattauer seinen beiden Bestsellern 2010 lediglich eine Doppel-Ausgabe in einem Band (im März bei Deuticke) folgen lässt, gibt es von Kehlmann nach dem "Ruhm" nun "Lob. Über Literatur". In dem von Rowohlt für Juni angekündigten Band schreibt er jedoch nicht über sich selbst, sondern über Kollegen wie Shakespeare, Kleist, Brecht und Stephen King. Den Verkaufserfolg im Weihnachtsgeschäft lieferte jedoch überraschend der Schauspieler und Kabarettist Michael Niavarani mit seinem persischen Familienbuch "Vater morgana". Da konnten Kritikererfolge von Peter Rosei, Gerhard Roth oder Peter Henisch auflagemäßig nicht mithalten.

Der Nobelpreis ging heuer an die Rumäniendeutsche Herta Müller, deren jüngster Roman "Atemschaukel" so manchem Kritiker kurz davor bereits den Atem geraubt hatte. Manche der internationalen Kommentare erinnerten an das Unverständnis, das den Nobelpreis für Elfriede Jelinek begleitet hatte, und auch in der Laudatio gab es einen Seitenblick nach Österreich: "Herta Müller wählt den Widerstand als Methode, dabei dem österreichischen Autor Thomas Bernhard eng verwandt." Dieser sorgt noch Jahre nach seinem Tod für neue Bücher und einiges Aufsehen: 2009 begann mit dem Büchlein "Meine Preise" und endete mit dem faszinierenden Mammut-Kompendium seines Briefwechsels mit Verleger Siegfried Unseld.

Wie stets wurde auch heuer wieder die Zuerkennung des Nobelpreises an jemanden anderen als Philip Roth vielstimmig beklagt, und der Titel seines neuen Romans, den Hanser im März 2010 in deutscher Übersetzung bringt, klingt da ganz passend: "Die Demütigung". Auch Joyce Carol Oates und Thomas Pynchon fanden sich wieder unter den Favoriten und bieten demnächst neuen Lesestoff auf Deutsch: Oates' "Geheimnisse" bei S. Fischer, Pynchons "Inherent Vice" bei Rowohlt. Von anderen großen Storytellern bringt das kommende Jahr ebenfalls Neues: Don DeLillos "Der Omega-Punkt" (im Februar bei KiWi), "Unsichtbar" von Paul Auster (im Juli bei Rowohlt) und John Irvings 850-Seiter "Letzte Nacht in Twisted River" (im Mai bei Diogenes). Von US-Autorin Jodi Picoult sind bereits über eine Million Bücher im deutschen Sprachraum verkauft worden, "Zeit der Gespenster" (ab März bei Piper) wird diese Zahl weiter nach oben treiben.

Den Nobelpreis hat Orhan Pamuk bereits. "Der Koffer meines Vaters" (von Hanser für März angekündigt) widmet sich Begebenheiten "Aus dem Leben eines Schriftstellers". Das "Museum der Unschuld", das im Vorjahr als Roman auf Deutsch erschien, wird im Juli im Rahmen von Istanbul Kulturhauptstadt Europas 2010 ganz real seine Pforten öffnen.

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