Uschi Fellner schreibt über Lügen im Alltag - mit herzensguter Absicht.
Soeben erreichte uns in der Redaktion die neueste Studie zum Thema „Lügen im Alltag“. Der zufolge lügt jeder Mensch pro Tag im Durchschnitt 25 Mal, Berufstätige in kreativen Bereichen, zu denen man Künstler, Werber, Grafiker und auch Journalisten zählen darf, bis zu 50 Mal.
Selbstverständlich birgt die Studie, wie immer sie erhoben wurde, hohes Fehleinschätzungs-Potenzial. Ich, zum Beispiel, lüge höchstens zweimal täglich: Das erste Mal, wenn mich meine Kinder am Weg zur Schule im Auto fragen, ob wir eh nicht schon wieder entscheidende zwei Minuten zu spät sind ... und ich mit angespanntem Schweigen antworte (was nicht ausdrücklich unter Lüge fällt).
Das zweite Mal, wenn im Büro die Frage aufgeworfen wird: „Hat wer meinen Kuli gesehen ...? Nein. (Nicht gelogen). Genau genommen habe ich ihn genommen, verlegt, einen anderen genommen, verlegt, einen weiteren genommen, verlegt, alle drei nicht mehr gesehen.
„Borgst du mir deinen Kuli, kriegst ihn gleich zurück“, sagte ich vor zehn Minuten zur besten aller Chefinnen vom Dienst.
Das wiederum fällt nicht unter vorsätzliche Lüge. Sondern unter herzensgute Absicht.