November mitten im Sommer

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Uschi Fellner schreibt über das Eintreffen der neuen Daunenjacken.

Sicher nicht, sagte ich zur Verkäuferin, als Sie mit einer Handbewegung auf die brandneu eingetroffenen Daunenjacken zeigte und ein gut platziertes „in Ihrer Größe ist nur noch eine Einzige da“ anfügte.

Sicher nicht Mitte August. Sicher nicht, wenn man nur weiße T-Shirts kaufen wollte. Sicher nicht heute. Warum sich in einem ohnehin unwirtlichen August mit den unvermeidlichen Folgen eines Sommers auseinandersetzen?

September = Herbstbeginn. Oktober = bald wird’s entsetzlich. November = entsetzlich. Dezember = lassen wir das bitte. Jänner bis April = Schnupfen. Mai = geht halbwegs. Juni = jö, 17 Grad! Juli = wann wird’s heuer warm? August = die neuen Daunenjacken sind da!

„Wollen Sie nicht schnell reinschlüpfen?“ fragt die Verkäuferin. Eigentlich nicht. „Ganz neue Schnitte dieses Jahr, echte Schlankmacher-Jacken ...“ Wie? Soviel Zeit muss sein.

Die Frau, die wenig später mit einem großen Papiersack und dunkler Sonnenbrille durch die Innenstadt hastet, schaut in den Himmel. Tadellos grau und bewölkt! Denkt man sich das Datum weg, könnte man spielen, man sei mitten im November. Die Frau öffnet fiebrig den Papiersack.

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