Uschi Fellner

Kein Tag wie der Andere

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Warum ich eine Trendhorterin statt Trendsetterin bin

Ein Glück, das mir irgendwann beschert wurde, ist, mich Trendsetterin nennen zu dürfen. Was genau der Auslöser dafür war, weiß ich nicht mehr, jedenfalls fand ich einmal ein Bild von mir in einer Zeitschrift und darunter stand: Trendsetterin. Falls Sie wissen möchten, wie sich das anfühlt, kann ich nur sagen: Toll! Theoretisch trage ich neue Schuhe, und alle anderen tragen sie mir nach bzw. tragen sie auch.
Praktisch habe ich zwei Töchter, die meine Schuhgröße haben. Somit gibt es nur einen einzigen Trend, den ich mich rühmen kann, gesettet zu haben. Den „Husch und weg“-Trend.
Der „Husch und weg“-Trend ist schwer zu greifen, denn bevor ich ihn richtig setten kann, ist er schon futsch. Ich kaufe zum Beispiel neue Schuhe. Möglicherweise würden sie einen Trend auslösen, würde ich sie jemals tragen. Vielleicht würden bald alle Mitarbeiterinnen meines Büros die gleichen Schuhe anhaben, vielleicht die ganze Straße, die ganze Stadt. Tatsächlich ist es so, dass meine Schuhe einkassiert werden, sobald sie daheim landen. Feindliche Übernahmen, eingeleitet mit dem harmlosen Satz: „Oh, schön! Kann ich die kurz mal ausborgen?“
Kurz kann eher lange dauern. Habe daher den Gegentrend zum Trendsetten erfunden. Das sogenannte Trendhorten. Könnte eine Bewegung werden, die das öffentliche Leben umwälzt.
Meine Schränke sind mit schweren Vorhängeschlössern versehen, hihi, drinnen stapeln sich die Tüten mit wunderbarem Inhalt. Hortet alles in Ruhe vor sich hin, bis meine Töchter, so in 50 Jahren, nur noch in „Gabi, den praktischen Gesundheitsschuh für Hammerzehen“ hineinpassen, hähä. Dann, Freunde, kommt meine Stunde! Ich werde als High-Heels-Ikone der Hundert-plus-Generation in die Geschichte eingehen, Twitter, YouTube und den ganzen Schmafu mit Milliarden Followers zum Bersten bringen – und bis dahin: Mädels, schleicht euch gefälligst aus meiner Garderobe!!!

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