Uschi Fellner

Kein Tag wie der Andere

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Warum einfache Geschäftsideen die besten sind.

Letzte Woche betrachtete ich in einer Galerie ein Foto. Darauf war praktisch nichts zu sehen, der Künstler hatte es auch vorsorglich mit „Nichts“ betitelt. Ich stand also vor Nichts und fragte den Galeristen, der das Foto um rund tausend Euro anbot, warum Nichts, wie mir schien, relativ viel kostete.

„Der Künstler ist ein Genie“, sagte der Galerist. „Er will durch das Aufzeigen völliger Leere auf den Überfluss aufmerksam machen. Schauen Sie nur, wie wohltuend es ist, ins Nichts zu schauen!“  

„Hm“, sagte ich. Eine gehaltvollere Aussage zu Nichts fiel mir gerade nicht ein. „Ich könnte Ihnen einen guten Preis für das Bild machen“, sagte der Galerist. „Für Nichts ist auch ein guter Preis relativ viel“, sagte ich und merkte dem Galeristen an, dass er das für einen überschaubar intelligenten Kommentar hielt. Bin halt kein Experte für Nichts.

Ich ging dann, aber Nichts ging mir nicht aus dem Kopf. Wenn dieses Genie eines Fotografen, wie der Galerist beteuerte, reichlich Kohle mit Nichts macht, ist Nichts wohl auch ein passables Geschäftsmodell. Durch nichts könnte man reich werden. Möglicherweise steuerfrei, selbst das Finanzamt muss verstehen, dass durch Nichts nichts kommt.

Könnte das Geschäft mit Nichts zum Blühen bringen. Jeder liest Zeitschriften, Bücher, Prospekte, jeder sieht fern. Dreh die Glotze an und schau... ins Nichts. Höchste Quote aller Zeiten. Hauptmeldung der Nachrichten: „Gestern hat die neue Sendung Nichts den Zuschauerrekord gebrochen, der ORF hat eintausend weitere Folgen angekauft...“

Bald würde es Millionen Reproduktionen von Nichts geben. Ich hätte meine vierte Yacht im Mittelmeer, Reporterteams würden anrücken und fragen: „Was ist Ihr geniales Erfolgsgeheimnis?“
Ich würde dann sagen: „Es ist mein untrügliches Gespür für Nichts!“ Und denken: Man muss nur billig einkaufen und teuer verkaufen.

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