Uschi Fellner:

Kein Tag wie der Andere

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Warum ich künftig im Land des Lächelns leben werde.

Da ich seit Kurzem frei von jeder finanziellen Sorge bin, weiß ich nicht, ob wir uns an dieser Stelle wieder sehen. Tja, Leute. Natürlich macht mir meine Arbeit Spaß, aber ehrlich gesagt: Die Vorzüge eines bescheidenen Lebens in China sind auch nicht zu verachten.

Das Wenige, das wir brauchen, wäre täglich in nur zwei Stunden verdient. Ich müsste zum Dienst künftig nicht einmal mehr selbst antreten. Ich kann meinen Sohn für unsere Zukunft arbeiten lassen. Schlecht?
Ausgangspunkt der berauschenden Aussichten ist die China-Reise, auf der wir uns derzeit befinden. Egal, wo wir auftauchen. Platz des himmlischen Friedens in Peking, oder Bond in Shanghai: Menschengruppen versammeln sich um uns. Lächeln. Zücken Fotoapparate. Ganze Reisegruppen ignorieren ihre Reiseführer und wenden sich uns freudig zu. Klick, klick! Grund sind die hellblonden Haare meines Sohnes. Chinesen glauben, dass hellblonde Kinder als Glücksboten vom Himmel gefallen sind. Bitte, diese These kann ich nur bestätigen (vor allem jetzt!)

Dazu muss ich anmerken: Mein achtjähriger Sohn ist nicht frei von materieller Gier (von mir hat er das nicht!). Irgendwann platzierte er seinen kleinen Strohhut neben sich auf den Asphalt und siehe da: Münze um Münze wurde eingeworfen. Nachdem ich mich von den ersten Schrecksekunden erholt hatte, wollte ich mich bei den Umstehenden entschuldigen und das Geld sofort zurückgeben. Ging aber nicht. Chinesen sind flink, in der Sekunde weg, in der sie aufgetaucht sind. Und es hat etwas Demütigendes an sich, fremden Chinesen mit einer Münze nachzurennen und sie zu bitten, die milde Gabe doch bitte wieder anzunehmen.

Mittlerweile muss ich sagen:
  Es lebt sich nicht schlecht als Straßen-Attraktion. Wir haben uns mittlerweile hübsche Posen ausgedacht, man muss doch für sein Geld was bieten. Täglich zwischen neun und elf, da ist es noch nicht so heiß, sind wir derzeit in der Verbotenen Stadt stationiert. Dort werden täglich 1,5 Millionen chinesische Touristen durchgeschleust. Glänzende Aussichten! Leben Sie wohl!
 

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