Uschi Fellner:

Kein Tag wie der andere

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Warum ich mit meinen 
Hobbys keinen Staat mache

Heute widmen wir uns dem beliebten Thema Hobby. Zum vierten Mal binnen drei Tagen stelle ich fest, dass ich mit meinen Hobbys höchstens den Ödheitswettbewerb in 
Öd bei Wieselburg (Westbahnstrecke) gewinnen könnte. Mir fällt bei Hobbys nämlich spontan nur Schlafen und Lesen ein. Die Diktatur der Sachzwänge verhindert, dass ich Spannenderes an­zubieten habe.

Schlafen fällt offiziell nicht unter Hobbys, trägt aber zur Optimierung meines Privatlebens bei. 
So wie Lesen, das hobbymäßig ebenfalls das leise Flair von Spießigkeit verströmt.

Also mir vermitteln Menschen, die als Hobbys Schlafen und Lesen angeben, nicht gerade eine umstürzlerische Aura.

Vor zwei Tagen lernte ich jemanden kennen, der sich in einer Regionalgruppe von Globalisierungsgegnern engagiert. „Ist mein großes Hobby, macht echt Spaß“, sagte der Jemand. Außerdem dient es der Gemeinschaft. Hmmm. Ich tu mir schwer damit, zwei die Salami von der Pizza kratzende Kinder abends alleine zu lassen, um Teil einer inter­nationalen Protestbewegung zu werden. Die Ausübung eines derart gewichtigen Hobbys verhindern häusliche Bauchweh-Attacken, Elternabende etc. Im Zweifelsfall sind mir so banale Tätigkeiten wie Schmusetuch-Suchen näher als unterbezahlte chinesische Lohnsklaven. Das ist natürlich eine katastrophale Einstellung.

Als ich ein Kind war, hatte jeder, der halbwegs auf sich hielt, übrigens einen Hobbykeller daheim. Mir war nie ganz klar war, welcher Art von Hobbys man dort nachging. Eine Schulfreundin verriet mir einmal, dass im Hobbykeller ihrer Eltern seltsame Dinge vor sich gehen und sich reihenweise nackte Leute rumtreiben. Nach ihren Hobbys gefragt, hätten besagte Eltern vielleicht geantwortet: „Rosen züchten. Bergwandern. Partnertausch.“

Aber irgendwie klingt das immer noch spannender als Schlafen und Lesen.

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