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Warum nicht gebastelte Schweinekostüme nicht guttun

Vom Gefühl her ist Weihnachten die Ziel­linie. Wenn der Zauber vorbei ist, tritt Leere ein. Man hat auf den letzten Metern des ­Jahres alles gegeben und fühlt sich fast nutzlos.
Und wartet, Restkekse essend, dass alles von vorne beginnt. Wenn der Dreikönigstag vorbei ist, wird der nächste Lauf angepfiffen. Fasching! Sagen Sie jetzt nicht: „Interessiert mich null.“ Das Wesentliche am Fasching ist, dass, wenn er vorbei ist, der Frühling beginnt. Wir müssen also nur noch durch den Fasching und dann!
Zum Fasching habe ich im Wesentlichen zu ­ sagen: Die Frauen heutzutage sind nicht naiv. Sie wissen, was es heißt, ein Kind zu wollen. Es kostet Schlaf. Es kostet Nerven. Es kostet Zeit. Vom Geld und der Karriere ganz zu schweigen. Was den jungen Frauen leider keine noch so raffinierte Unterstützungskampagne nahebringen kann, ist: Es kommt der Tag, an dem das Kind ein Elefanten-­Kostüm will. Es wird wahrscheinlich nicht der ­Kindesvater, nicht der Bundeskanzler und nicht der Staat sein, der das Kostüm bastelt. Es kann natürlich noch schlimmer kommen. ­Eines meiner Kinder wollte jahrelang im Fasching als Schwein gehen. Diesbezüglich habe ich versagt. Unfähig, ein Schweinekostüm zu basteln, die Frau. Schon beim Gedanken, rosa Pappe besorgen zu müssen, graute mir dermaßen … lassen wir das. Grundsätzlich glaube ich, dass es Kleinigkeiten sind, die Kinder nachhaltig beeinflussen. Es sind nicht die großen Lebensumbrüche. Es sind die nicht gebastelten Schweinekostüme, die einen ­später einholen. Eines Tages werde ich im Schaukelstuhl sitzen und ein wenig schwerhörig sein und mein Sohn, der bei FC Barcelona im Tor steht, wird anrufen und ­sagen: „Es kursieren da im Internet so komische ­Fotos, denk dir nichts, das bin nicht ich!“ „Zeig sie mir trotzdem“, werde ich sagen, und man kann von Gnade reden, wenn ich nicht sehen muss, dass ihn jemand nach dem Triumph über Real Madrid fotografiert hat, wie er im rosa Pappkostüm in der ­Spielerkabine tanzt und fröhlich juchzt.
 

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