Uschi Fellner

Uschi Fellner

Kein Tag wie der andere

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Warum ich zu gekränkt bin, um die Welt zu retten.

Mathildas Mutter engagiert sich für das Überleben der Panda-Bären im ostasiatischen Raum, was begrüßenswert ist. Sie spielt Barockflöte und fährt auch im Winter mit dem Fahrrad zum Bio-Markt. Ihr Lieblingswort ist „nachhaltig“.
Ich bin dafür. Ich esse keinen Thunfisch und befasse mich, zumindest journalistisch, mit der Optimierung der Welt. Ich bin nicht frei von materieller Gier, aber mein Geld auf Kosten indischer Kinder oder chinesischer Lohnsklaven zu vermehren, finde ich unappetitlich. Pandas finde ich auch lieb.
Wenn es möglich wäre, würde ich die Welt retten, am liebsten heute zwischen sieben und viertel vor acht Uhr abends, da hätte ich gut Zeit. Davor und danach muss ich mich mit so banalen Dingen wie Beruf ausüben befassen.

Mathildas Mutter denkt in größeren Dimensionen. Sie verwendet nur einen Bruchteil ihrer Energie dafür, sich um die Optimierung ihres Privatlebens zu kümmern. Lob, Lob, Lob. Wir brauchen Millionen von Mathilda-Müttern.
Mathildas Mutter hat einen Info-Spendeabend zugunsten der Pandas organisiert. Sehr schön, sehr schön. Für Unterhaltung ist gesorgt, u.a. durch die hawaiianische Staatsmeisterin im Ukulele-Schlagen, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich habe Mathildas Mutter versprochen, den Infoabend anzukündigen. Also bitte. Gehen Sie hin. Sicher nett.

Ich selbst bin ein wenig gekränkt, weil Mathildas Mutter zu mir sagte: „SIE haben ja sicher eh wieder Wichtigeres zu tun...“ Will nicht überempfindlich sein, aber was heißt „eh wieder“?
Falls Sie Mathildas Mutter treffen, richten Sie ihr doch bitte Folgendes aus: Bin leider urbeschäftigt damit, seichte Unterhaltung zu produzieren. Wem meine Kolumne nicht gefällt, der möge das Heft doch bitte in die Trafik zurücktragen. Dem Trafikanten kann man Folgendes ausrichten: Bitte das Blatt künftig in das Regal mit der Beschriftung „überflüssige Ratgeber“ legen. Oder meinetwegen zu den Kochrezept-Heften. Mir doch egal.

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