Uschi Fellner

Kein Tag wie der andere

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Warum meine Gedanken zum Muttertag eigenartig sind…

Komisch ist, dass Sachen spurlos verschwinden, sobald man Kinder hat. Ich rede jetzt nicht von Würde, sondern von wichtigen Dingen. Schnullern, zum Beispiel. Als meine Kinder noch sehr klein waren, sind Mengen an Schnullern verschwunden. Ich weiß bis jetzt nicht, ob man ­Kinder ohne Schnuller aufziehen kann, angeblich soll es Menschen geben, die das probieren.

Ich kaufte nie weniger als fünf Schnuller, um ­wenigstens für den Tag genug zu haben. Wenn ein Kindlein in meinem Haushalt zur Ruhe gebettet wurde, platzierte ich in seinem Bettchen eine Armee von Schnullern, nur für den Fall, dass…
…und jeden Morgen trat der Fall erneut ein. Das Bettchen war leer. Das heißt, das Kind war noch da, aber kein Schnuller. Bis heute habe ich meine Kinder in Verdacht, dass sie ihre Schnuller entweder aufgefressen oder heimlich vergraben haben, um sie für ihre eigenen Kinder aufzubewahren. Anders ist das nicht zu erklären. Detto bin ich mir sicher, dass die gefinkelte Brut irgendwo ein Socken-Handschuh-Mützen-Schal-und-Unterhosen-Depot eingerichtet hat, an dem sich ihre eigenen Familien später schadlos halten. Was Kinder-Accessoires betrifft, habe ich für Generationen vorgesorgt, das tröstet.

Je größer die Kinder werden, vor allem die weiblichen, desto größer werden die Gegenstände, die verschwinden. Meine Schuhe, die das Kind für unpeinlich genug befindet, um sie selbst zu tragen: Pffff… und weg!  Ich glaube ja, dass die gewissenlose Schuhindustrie genauso wie die skrupellose Schnullerindustrie, um den Umsatz zu steigern, in ihre Produkte einen Mechanismus einbaut. Mit einer Zeituhr verbunden, löst er die Sachen nach kurzer Zeit auf.

Bitte, ich weiß, wovon ich spreche. Habe einen Schuh auseinandergebaut. Versteckt im Absatz ist die Zeituhr, man hört sie ticken, tick, tack, tick, tack, ganz leise. Glauben Sie mir, ich bin nicht verrückt. Nur ein bisschen erschöpft. Vielleicht dematerialisiere ich mich demnächst. Pfff… und weg. Suchen Sie mich nicht. Sinnlos. Bin auf einem fernen Planeten, unter Wesen, die keine Kinder haben und aus unverständlichen Gründen auch keine haben wollen.
 

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