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Schämen verboten?

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Uschi Fellner schreibt über Fremdscham im TV.

Nicht, dass früher alles besser war, aber wir wurden in einer Zeit groß, als die Menschen noch wussten, wie Schämen geht. Heute hat man das Gefühl: Viele haben das Schämen verlernt. Dschungelcamps, Lugners, Meischis („Was war eigentlich meine Leistung?“) & Co. Beim Schämen liegt die Latte tief, nur beim Fremdschämen ist das Niveau hoch.

Ohne Bildungsexperten vorgreifen zu wollen, aber in Sachen Scham gibt’s für die Jugend wenig Vorbilder. Keiner schämt sich mehr, wenn er müsste, das Gegenteil ist der Fall. Menschen lassen sich filmen, während sie Würmer fressen und geben nachher Interviews darüber, warum es ganz o. k. war. Sie zeigen breitwillig, wie reich oder arm oder blöd sie sind, und schämen tun sich höchstens die, die es sich ansehen.

Ist zwar unpopulär, aber ich bin für das Comeback der Scham. Zumindest in kleinen Schritten. Kann man bitte in diversen Doku-Soaps, ambitioniert geführten ZiB-Interviews und TV-Duellen mit Ex-Ministern und Lugnerianern eine simple Frage einführen? Statt um den Brei herumzureden, genügt eigentlich ein simples: „Schämt ihr euch denn gar nicht?“ Vielleicht schaut der eine oder andere zumindest kurz angemessen betreten drein.

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