Uschi Fellner

Kein tag wie der Andere

Teilen

Warum ich auch 2013 so     singe, wie es mir passt

Komischerweise mögen es meine Kinder nicht, wenn ich singe. Sie behaupten, ich kenne die Texte nicht. Sie haben recht, denn ich singe nach Gehör bzw. nach Eingebung. Ich singe zum Beispiel den derzeit hochbeliebten Song „I follow rivers“ so: „U I follow, I follow you deedee, Honey...“ „Es heisst deep sea“, sagt mein achtjähriger Sohn. „I follow you deep sea!“
„Was soll das heißen“, sage ich. „So reden nur Analphabeten.“ Mein Sohn seufzt. „Deep heißt tief“, sagt er, „und Sea heißt Meer. Sie folgt ihm ins tiefe Meer, verstehst du?“ Nö. Für derlei fehlt mir das Verständnis. „Sing lieber nicht“, sagt mein Sohn. Im Radio läuft gerade ein Hit von Hot Chocolate: „I believe in Malcolm“, schmettere ich froh. „Miracles“, sagt mein Sohn gütig. „Es heißt Miracles.“ „Woher weißt du das?“
„Das versteht doch jeder“, sagt er. Ich nicht. Wahrscheinlich höre ich schlecht. Abgesehen davon, mag ich keine vorgefertigten Sachen. „La Isla Bonita“ von Madonna heißt bei mir seit Anbeginn Ladislav Onita, klingt auch besser, finde ich. Meinen älteren Bruder, in seiner Jugend ein großer CCR-Fan, trieb ich schon seinerzeit in den Wahnsinn, weil ich sein Lieblingslied entweihte, indem ich statt „There’s a bad moon on the rise“, „there is a bathroom on the right“, grölte.
Starrhalsig halte ich auch daran fest, dass   Reinhard Mey die ersten Zeilen seines Liedes „Über den Wolken“ auf Russisch singt: „Windortost tschaba nudrai“ (es heißt Wind Nordost, Startbahn 03, sagte man mir einmal. Glaube ich aber nicht. Er singt russisch und aus.)
Klaus Lages „Tausendmal berührt“ singe ich besonders gerne mit. „Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert, tausend und eine Nacht und es hat Bum gemacht.“ Bum Bum Bum. Angeblich singt er „Zoom“. Aber die haben sich sicher nicht gegenseitig fotografiert, oder? Klaus Lage meint „Bum“.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.