Uschi Fellner

Kein Tag wie der andere

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Warum ein kleiner, blöder Reim den Tag erhellen kann.

Es gibt meiner Meinung nach wenig, was
humorvoller rüberkommt als Tara und Moni in Kitz & Moritz. Die zwei Grazien könnten aber, was gehaltvolle Dialoge betrifft, von meinem Sohn und seinem Freund Edgar lernen.

Die Witze von in katholischen Kindergärten groß gezogenen Neunjährigen sind heutzutage ­tiefer als alle Doku- und Reality-Soaps zusammen. Schön, wenn man als Elternteil das Glück hat, tagsüber in die Stille eines Büros flüchten zu dürfen. Die abendliche Rückkehr zur geliebten Brut wirft jedes Mal die Sinnfrage auf: „Warum eigentlich?“

„Die Oma sitzt am Fenster, der Opa sieht Gespenster. Dracula und Frankenstein, hauen ihm die Fresse ein.“ Bitte, solch harmloses Spruchgut plapperten die Knaben bereits mit vier, fünf Jahren ihren ebenso humorbegabten Freunden nach. Unterbrochen jeweils durch rasselndes Gelächter.

Heute, an der Schwelle zum Erwachsenwerden, sind die Sprüche tüchtig derb (aus Rücksicht auf unsere jüngeren Leser behalte ich die ganz obszönen für mich). „Hey Mama, weißt du was? Willst du dir den Tag versaun, musst du in den Spiegel schaun!“ (Jubelnde Heiterkeit im Hintergrund.) Ich: „Sehr lustig.“ Sohn: „Sag mal Banane!“ Ich: „Banane.“ Sohn: „Du treibst es mit ’ner nackten Dame!“ (Wieherndes Gelächter zweier Neunjähriger.) Ich: „Lasst mich mit dem Schwachsinn bitte...“ Edgar: „Sag mal Schwein!“ Ich: „Sicher nicht!“ Edgar: „Lass die lange Latte rein!“ (Kreischen, Wälzen, Stampfen vor Vergnügen). Sohn: „Ich weiß noch einen, Mamaaa!“ (Stelle mich blind, taub und reaktionsunfähig.) Sohn: „Riech ich dein Aroma, lieg ich gleich im Koma!“ (Ersticken vor Vergnügen.)

Andererseits. Jederzeit kann man gelangweilte, müde, gereizte Kinder in sonnige Wesen verwandeln, wirft man ihnen einen derben Reim hin. Das Kind liebt, was sich reimt. Auch ich werde zum Magier der Worte, wenn es sein muss. „Jungs, hört mal her! Unter einer Fichtenwurzel, hör ich einen Wichtel furzen!“ Keiner lacht. Der kindliche Humor ist unergründlich. Und reine Nervensache.

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